#25 Einfach digital - Bürgermeister Daniel Zimmermann über die Smart City Monheim

Shownotes

Es beginnt bei Flexibilität in der Verwaltung und der Einstellung: „Wir machen einfach möglich, was machbar ist“. Eine Anbindung ans schnelle Internet ist damit für Monheimer Unternehmen schon seit 5 Jahren selbstverständlich. Das hat die Kommune ebenso in die eigene Hand genommen, wie die Bewirtschaftung attraktiver Büroflächen – und so ist mittlerweile rund um einen bereits ansässigen Pharma-Konzern ein Cluster mit weiteren, kleineren Firmen entstanden. Dieses und viele weitere Beispiele zeigen, wie sich Monheim erfolgreich ins Konzert der rheinischen Metropolen einfügt.

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#DigiDUS Folge 25: Einfach digital – Bürgermeister Daniel Zimmermann über die Smart City Monheim am Rhein

Intro: #DigiDUS Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, herzlich willkommen bei #DigiDUS, lieber Daniel Zimmermann! Ich muss sagen, an der Stelle, ich freue mich persönlich wirklich sehr, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben, heute ein Gespräch mit uns zu führen, ja über die digitale Stadt Monheim. Schön, dass Sie da sind!

Daniel Zimmermann: Ja, vielen Dank, und auch von meiner Seite herzlich willkommen und hier in Monheim am Rhein!

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, Sie haben es gerade gesagt, wir sind auch hier vor Ort in Monheim am Rhein. Das finde ich immer besonders toll. Gerade diese Gespräche mag ich, wenn man vor Ort und live und in Farbe ist. Jetzt habe ich es schon erwähnt, es geht um Monheim als Smart City. Monheim nennt sich auch Smart City. Die Stadt verfolgt ja schon sehr erfolgreich seit vielen Jahren auch eine digitale Strategie. Wir könnten an dieser Stelle, glaube ich, viele Beispiele nennen, wie digital Monheim schon ist. Also, viele öffentliche Dienstleistungen sind bereits digitalisiert. Es gibt die Monheim App, mit dem Bürgerinnen und Bürger Zugriff auf viele Services haben. Ich stelle mir die Frage auch, wie profitiert eigentlich der Mittelstand von dieser digitalen Strategie?

Daniel Zimmermann: Ja, also, ich meine, das ist ja eine große Anforderung von von Unternehmen, die auch das von ihren eigenen Prozessen her kennen und erwarten, dass eigentlich auch öffentliche Verwaltung da das gleichermaßen leisten. Ich weiß nur ehrlich gesagt nicht, ob die Themen, auf die sich dann viele stürzen, digitale Gewerbeanmeldung, Abmeldung und so weiter, ob das wirklich auch interessante Punkte sind. Weil so ein Gewerbe An- und Abmeldung führt ein Unternehmen idealerweise nur ein einziges Mal in der Zeit seines Bestehens durch, und interessanter, glaube ich, für Unternehmen sind dann tatsächlich Services, die wirklich auch ja einen Wirtschaftsförderungsfokus haben und im Einzelhandel, in der Gastronomie versuchen wir sehr viel, auch gerade für kleinere Betriebe konzertiertes Online-Marketing durchzuführen. Wir haben eine eigene Verkaufsplattform auch ins Leben gerufen, die eben auch alle stationären Geschäfte hier in der Innenstadt unterstützen soll, im Internet präsent zu sein. Wir sind mit den Unternehmen hier vor Ort, außerhalb der Gastro und der Dienstleistungs- oder Einzelhandelsbranche sehr stark auch im Gespräch, was eben die auch an Daten vielleicht gerne von der Stadtverwaltung hätten. Das können die Geodaten sein, das können aber auch bestimmte andere Datenschnittstellen sein, wenn man mal so ein Spezialthema sich ansieht, Planungsbüros, Architekten, Architektinnen, die gerne auch digital mit der Bauverwaltung, mit der Bauaufsicht kommunizieren wollen. Das können aber auch Vergabethemen sein, Unternehmen, die für die Stadt tätig sind und die dann eben auch in kompletten Auftragsunterlagen, auch Daten, die sie für die Auftragsbearbeitung brauchen, dann digital bekommen müssen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Dann darf man sagen, Glasfasernetz gibt es hier flächendeckend. Das ist ja auch für viele Unternehmen ein ganz wichtiger Punkt. Ich würde da gerne nochmal ein bisschen konkreter werden, weil ich finde das total spannend, was Sie gerade gesagt haben. Können sie uns vielleicht ein bisschen mal skizzieren, wie Sie so, was, so Ihre Vision auf Monheim ist, wenn es um Digitalisierung und künstliche Intelligenz geht? Und gibt es bereits konkrete Projekte oder auch Initiativen oder die, die in Planung sind, die den Mittelstand genau in diesen Fragen unterstützen sollen, zukünftig?

Daniel Zimmermann: Naja, wir haben ja jetzt schon vor eigentlich über zehn Jahren angefangen, stadtweit das Glasfasernetz aufzubauen, und dahinter steht eigentlich gar keine Vision, sondern eher nur die Bereitschaft, Dinge, die möglich sind, auch zu machen. Also was weiß ich, wie die Welt in 10 oder 20 Jahren aussehen wird, und da will ich jetzt auch meine eigenen Visionen gar nicht beisteuern, sondern viele Möglichkeiten, die sind ja schon da, und da muss man gar nicht jetzt in die Zukunft denken, und unsere Einstellung hier vor Ort ist eigentlich eher diese Möglichkeiten zu nutzen, speziell beim Glasfaserausbau ist es so, dass wir gesehen haben, dass die großen Anbieter sich eben dann nicht hier für den flächendeckenden Ausbau interessieren, da wirklich bis in jeden Winkel des Stadtgebiets auch Leitungen zu legen, und das auch in FTTH (Fiber-to-the-home) bis in jedem Keller, bis in jedes Gebäude. Das haben wir dann mit unseren eigenen Stadtwerken der Mega selber gemacht. Der Netzausbau ist jetzt seit fünf Jahren vollständig abgeschlossen. Wir haben eine Anschlussquote von rund 90 Prozent aller Gebäude im Stadtgebiet, die ihre eigene Leitung haben. Das ist eine Grundlage für für viele Unternehmen, das natürlich auch zu nutzen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Definitiv, dann gibt es ja auch den Kreativcampus. Vielleicht können Sie da noch was zu sagen, weil das ist ja auch schon ein Beispiel dafür, wie sich jetzt an einem Ort Start-ups, vor allem Unternehmen, Biotech-Unternehmen sammeln und hier ja wahrscheinlich auch von der Infrastruktur profitieren, die sehr digital sein wird. Gibt es das, ist das auch ein Beispiel für sozusagen das, was sie in Monheim in Sachen Digitalität umsetzen möchten?

Daniel Zimmermann: Naja also, wie die Unternehmen ihre Aufgaben wahrnehmen und wo Unternehmen vor Ort erfolgreich sein können, das wissen, glaube ich, die Unternehmen besser als wir jetzt von Seiten der Stadt. Aber ich sehe die Aufgabe der Stadt darin, die Infrastruktur bereitzustellen, und dazu gehört eben das Glasfasernetz, dass ich genau genannt hat. Dazu gehört aber auch, dass es geeignete Büroflächen gibt, dass es auch Flexibilität gibt, dass man auch sowohl digitale als auch analoge Services für Mitarbeitende rund um den Unternehmensstandort hat. Und das fängt eben morgens mit einer guten Verkehrsanbindung, mit einer guten Busanbindung an. Das geht über die Mittagspause, dass Leute eben auch wissen, wo sie Mittagessen gehen können, und auch den Überblick über alles, was an Freizeitangebot, was aber auch an öffentlichen Dienstleistungen dann in der Stadt verfügbar ist. Und im Creative Campus ist es so, dass wir dort Geschäft gemacht haben mit einem großen Pharmaunternehmen, dass der Stadt alle seine Bürogebäude und Grundstücke verkauft hat und sich dort dann wieder eingemietet hat. Damit betreiben wir auf der einen Seite Standortsicherung, weil es ein sehr langfristiger Mietvertrag, den wir geschlossen haben. Auf der anderen Seite haben wir aber jetzt eben auch die Büroflächen, die das Unternehmen für sich selbst nicht mehr brauchte, für andere Unternehmen erschlossen, und da ist schon auch ein Cluster entstanden über die letzten Jahre, wo sehr viele, auch kleinere Pharmafirmen ansässig sind, die teilweise auch Labore mitnutzen, auch nur zeitabhängig, und wir versuchen schon, auch unsere Vermieterrolle jetzt mit der städtischen Tochtergesellschaft, die da Eigentümerin ist, solche Dinge möglichst auch digital zu machen, dass man dann eben auch auf diese Ressourcen, auf die Raumressourcen vor Ort dann zugreifen kann.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ihre wissenschaftliche Ausbildung zielte ja eigentlich darauf ab, dass sie Lehrer werden. Jetzt hat aber ja ihr politisches Engagement dazu geführt, dass sie schon fast kurz nach dem Staatsexamen 2008, sind sie 2009 zum jüngsten Bürgermeister geworden. Sie agieren sehr, sehr, auch als Unternehmer in Monheim. Für mich hört sich das so an, als wohnten so mehrere Seelen in ihrer Brust, also eine, die politische, aber auch die unternehmerische. Wie ergänzen sich diese unterschiedlichen Perspektiven? Da gibt es auch mal die eine, die quasi sich gegen die andere durchsetzt.

Daniel Zimmermann: Ich sehe da gar keinen Unterschied. Also so eine Stadt als Gemeinwesen, die kann nur dann erfolgreich sein, wenn man da viele Dinge zusammenbringt. Da gibt es eben Interessen von Bürgerinnen und Bürgern, dass das hier ein guter Wohnort ist, dass auch die Stadt ja sehr aktiv ist. Wir nennen uns Hauptstadt für Kinder. Das heißt, es gibt besonders viele Angebote, auch für Familien. Die Kindergartengebühren sind schon sehr, sehr lange auch kostenfrei über alle Altersgruppen, also von null bis zehn, jegliche Kinderbetreuung in der Stadt ist kostenlos. Wir nehmen aber auch die inhaltliche Bildungsqualität sehr ernst, was die Ausstattung der Schulen angeht, auch außerschulische Bildungsangebote, kulturelle Bildung. 60 Prozent aller Grundschüler lernen ein Musikinstrument in der Stadt. Also da ist einfach die inhaltliche Qualität, finde ich sehr, sehr wichtig, aber natürlich auch das wirtschaftliche ist wichtig, weil auch diese Angebote, die ich aufgezählt habe, irgendwie bezahlt werden müssen, und die Stadt ist ja seit 2012 sehr erfolgreich mit ihrer Gewerbesteuerpolitik. Wir sind der günstigste Standort in Nordrhein-Westfalen immer noch, und das hat der Stadt tatsächlich sehr, sehr viele Steuereinnahmen beschert, das Gewerbesteuer Einkommen für den kommunalen Haushalt seit dieser Zeit mehr als verzehnfacht, und das ist letztendlich die Basis, wenn man vor Ort erfolgreiche Unternehmen hat, die auch gute Steuern zahlen, dann kann man eben auch viel an der Infrastruktur und auch an städtischen Leistungen verändern.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, das ist ganz spannend, weil Sie es jetzt gerade gesagt haben, und geht da so ein bisschen in die Richtung meiner nächsten Frage. Wenn wir so ein bisschen über den Tellerrand schauen, dann sehen wir, Monheim befindet sich inmitten einer sehr starken, sehr erfolgreichen Wirtschaftsregion im Rheinland. Jetzt stellt man sich natürlich trotzdem so die Frage, wie ist denn so die Rolle Monheims so in diesem rheinischen Gefüge, wenn man sieht, dass ja wirklich Nachbarstädte, sehr, sehr große Städte, Düsseldorf und Köln, wie kann Monheim das eigentlich mit, ich sag’ mal, mit diesen Städten aufnehmen? Sie haben gerade eben schon natürlich gesagt, das hat auch sicherlich was mit der Steuerpolitik Monheim zu tun. Aber was würden sie sagen? Was gibt es noch für andere unternehmerische Vorteile, die gerade für Monheim sprechen?

Daniel Zimmermann: Ja, ich glaube, dass bei uns die Wege viel kürzer sind. Also bei allem Respekt und auch Anerkennung von den größeren Nachbarstädten, aber ich würde auch in Düsseldorf oder in Köln nicht Oberbürgermeister sein wollen, weil es einfach dann doch 'ne viel größere Struktur ist, und ich habe hier schon auch die Chance, mit eben auch Menschen aus der Stadtverwaltung, Leuten, aus dem Stadtrat, den Bürgerinnen und Bürgern dann vor Ort und auch den Unternehmen, viel enger zusammenzuarbeiten und wir haben, wir können hier sehr schnelle Entscheidungen treffen in der Stadt. Das ist auch so, dass, wenn Unternehmen, die sich für eine Ansiedlung interessieren, wir in der Vergangenheit immer sehr flexibel waren, auch darüber sprechen zu können. Wie sind eigentlich die Busverbindung? Müssen wir da irgendwas ändern? Wie ist es mit den Fahrradwegen? Wir haben ’nen Unternehmen, das jetzt nochmal ’ne zusätzliche Linksabbiegespur bekommt auf das Firmengelände, damit es eben da morgens keine Rückstaus gibt. Also solche Dinge, die kann man hier sehr einfach und unkonventionell lösen, und das ist gerade auch ein Vorteil der Stadt, die groß genug ist, um eben auch sehr viel machen zu können, auch die Möglichkeiten und die Kompetenzen zu haben, aber dann auf der anderen Seite auch noch klein genug ist, um diese Dinge alle überblicken zu können.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Kann ich mir vorstellen, jetzt gibt es ja momentan viele Themen, die für Unternehmen große Herausforderungen darstellen. Ein Thema darunter ist vor allem, und da ist es schon fast egal welche Unternehmensgröße, es betrifft wirklich alle, ist der Fachkräftemangel. Wie unterstützt die Stadt Monheim Unternehmen dabei, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und auch am besten natürlich langfristig zu binden?

Daniel Zimmermann: Also, wir machen keine Arbeitsvermittlung. Ich glaube, die Unternehmen sind auch findig genug, Leute selbst einzustellen. Aber was die Stadt schon seit Jahren tut ist, zusammen mit Langenfeld, unsere Nachbarstadt eine Berufsorientierungsbörse auszurichten für junge Leute, damit auch der Informationsfluss zwischen den Unternehmen und den jungen Menschen gut ist. Da geht es dann um überhaupt Berufsorientierung, aber auch Praktikumsplätze, Ausbildungsplätze. Etwa 120 Betriebe machen da jedes Jahr mit aus beiden Städten. Also, das ist schon ein breites Spektrum auch von Berufen, dass man darstellen kann. Ich sehe aber auch ein großes Potenzial noch bei der Gewinnung von ausländischen Fachkräften. Die Stadt Monheim ist ja auch selbst Arbeitgeberin. Wir suchen Menschen vor allen Dingen auch in Ingenieurberufen, aber auch im Bereich der Erzieherin und Erzieher in den Kitas, und da haben wir ja mit einem Partnerunternehmen, mit dem wir auch 'nen Wirtschaftsförderungsbüro in Istanbul unterhalten, wo wir auch Unternehmen begleiten, die entweder von Deutschland aus nach die Türkei auch aktiv werden wollen, umgekehrt türkische Unternehmen, die sich für den deutschen Markt interessieren, begleiten. Da nutzen wir eben diese Strukturen auch zur zur Fachkräftegewinnung. Das Gleiche wollen wir jetzt nochmal in Marokko, in Rabat aufbauen, sodass wir eben auch ab den nächsten Sommerferien für die eigenen Kitas hier dann Fachkräfte aus der Türkei und aus Marokko qualifizieren können und gewinnen können. Als kreisangehörige Stadt haben wir leider keine eigene Ausländerbehörde, sodass wir jetzt keine Aufenthaltserlaubnisse ausstellen können. Da versuchen wir aber von unserer Seite auch, die Prozesse möglichst schlank zu halten und Unternehmen eben auch an den vorhandenen Strukturen und Netzwerken partizipieren zu lassen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sehr spannend, gerade wenn man weiß, wie auch die Situation ist, mit Erzieherinnen und Lehrkräften. Ein spannender Ansatz. Jetzt gibt es neben der Nachhaltigkeit noch viele andere große, ich nenne es jetzt auch mal so, gesamtgesellschaftliche Themen, Nachhaltigkeit, Demokratie. Wir haben auch über Bildung gesprochen. Die machen ja vor den Toren einer Stadt nicht Halt. Wie ist das? Wie arbeitet Monheim mit anderen Städten zusammen, um auch Synergieeffekte zu erzielen, um aber auch vielleicht wiederum die Attraktivität der Stadt diesbezüglich zu erhöhen? Wie sieht das in Monheim da aus?

Daniel Zimmermann: Mhm, also, die Zusammenarbeit mit anderen Städten, offen gesagt, finde ich nicht so wichtig, weil wir für unseren Ort überlegen müssen, auch wie wir diesen Herausforderungen begegnen, und da lohnt es sich oft auch nicht, auf andere zu warten. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema. Der Stadtrat hat sich vorgenommen, dass wir bis 2035 komplett Treibhausgas frei sein wollen. Dazu gehört eben, dass wir ja seit vier Jahren jetzt auch den Bürgerinnen und Bürgern schon ein kostenloses Busticket beschaffen. Alle unsere Schülerinnen und Schüler hier im Ort bekommen ein kostenloses Deutschlandticket. Wir haben tatsächlich auch sehr investiert in Gebäudesanierung, da sind wir auch vom privaten Wohnungsmarkt sehr unterstützt worden, da ist wahnsinnig viel auch an Wärmedämmung in den letzten Jahren passiert. Ein Drittel, eigentlich alle Immobilien, im Stadtgebiet sind in den letzten zehn, 15 Jahren auch energetisch saniert worden. Wir leisten uns über unsere Stadtwerke 100-prozentige Ökostrom Versorgung, wollen jetzt noch eigene Windkraftanlagen aufbauen. Da arbeiten wir tatsächlich auch mit den Nachbarstädten zusammen, weil die nämlich genau an der Stadtgrenze aufgebaut werden sollen, das wird dann einen gemeinsamen Windpark sowohl mit der Stadt Leverkusen als auch mit der Stadt Langenfeld geben sollen. Aber ich sehe das grundsätzlich erst mal als große Chance, eben auch, dass 'ne Kommune, man spricht ja auch von der kommunalen Selbstverwaltung, eben ihre Geschicke selbst in die Hand nimmt, und das schaffen wir auch. Dafür ist so eine Stadt auch leistungsfähig genug, um diese Dinge anzugehen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Hm, jetzt sind sie ja in ihrer Heimat, dürfen wir so sagen, sehr verwurzelt. Sie sind auch entsprechend gut vernetzt. Sie haben ihr Netzwerk, die kennen die Player, das darf man auch sagen, auch wir als Stadtsparkasse Düsseldorf arbeiten mit Ihnen zusammen. Was erreicht man durch diese Partnerschaften und gibt es vielleicht auch Partner in Monheim und in der Region, die für sie besonders wichtig sind?

Daniel Zimmermann: Also, wir haben, wenn sie jetzt schon auf die Stadtsparkasse Düsseldorf abzielen, da arbeiten wir sehr gut und sehr eng zusammen. Ich, mein Monheim hat sich ja Anfang der 2000er Jahre entschieden, auch die eigene Stadtsparkasse aufzugeben und mit der Düsseldorfer zu fusionieren. Das heißt, wir sind eben auch Geschäftsgebiet der Stadtsparkasse Düsseldorf, und mit dieser Zusammenarbeit sind wir sehr sehr zufrieden, weil natürlich viel mehr als eine eigene Monheimer Sparkasse mit ihrer Größe das dann auch überhaupt könnte, gerade auch für mittelständische Unternehmen alles, was da an Betreuung, Beratung stattfindet, meines Erachtens in Düsseldorf, schon sehr, sehr gut aufgehoben ist und die Zufriedenheit auch hier der Unternehmen sehr, sehr hoch ist. Klar ist auch alles, was Hochschulen angeht, auch überhaupt der Bildungsbereich, wir haben schon das Ziel, auch dass alle unsere Schülerinnen und Schüler hier gute Schulabschlüsse bekommen. Wir haben ja bis zu den weiterführenden Schulen, Gesamtschulen und Gymnasium, bieten wir in städtischen Schulen auch alle Schulabschlüsse. Aber wenn es dann darüber hinausgeht, im Hochschulbereich, ist es natürlich auch hier ein regionaler Verbund, und da sind wir auch sehr interessiert daran, dass natürlich diese diese Zusammenarbeit in der Region gut läuft, und sie haben auch vorhin schon angesprochen, hier, der Bereich Köln, Düsseldorf ist ein sehr, sehr interessanter. Wir haben von Monheim aus gesehen in einer Fahrtstunde 10 Millionen Menschen, die hier leben, und das ist tatsächlich auch dann doch ein sehr, sehr großstädtischer Bereich, und ich glaube, das müsste sich die Region immer noch mal wieder häufiger bewusst machen, dass man diese Vorteile auch gemeinsam besser nutzen kann.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, sie haben das gerade schon so ein bisschen angedeutet, oder zu einer, ich sag’ jetzt mal, erfolgreichen, gesunden Stadtgesellschaft gehört ja auch regionales Engagement. Was glauben sie, welchen Beitrag leistet regionales Engagement auch zum Wirtschaftsstandort und gibt es auch Projekte, die ihnen besonders am Herzen liegen?

Daniel Zimmermann: Also, ich bin schon der Meinung, dass Städte auch hier in der Region sich da, wo es einfach Sinn macht, gemeinsam präsentieren sollten. Die Städte aus dem Kreis Mettmann werden ja zusammen mit der Stadt Düsseldorf jetzt im Herbst auch auf der Expo Real in München ja Gewerbeimmobilien-Messe präsent sein. Für Unternehmen aus den Niederlanden, aus Belgien ist es ja völlig egal, wo jetzt die Stadt Monheim anfängt, aufhört, wo dann schon Düsseldorf liegt. Das ist eben eine Region, die wird so wahrgenommen, und deshalb sollte man sich auch als eine Region gemeinsam vermarkten. Wir nutzen ja auch Infrastruktur aus den Großstädten mit, ob das jetzt der Flughafen in Düsseldorf oder in Köln-Bonn ist, das Schienennetz, überhaupt die gesamte Infrastruktur, die Hochschullandschaft. Das ist eben hier eine gemeinsame Region, innerhalb von 60 Minuten Fahrzeit. Um Monheim herum leben 10 Millionen Menschen, auch was Tourismusförderung angeht, finde ich, sollten Städte hier gemeinsam auftreten. Der Kreis Mettmann hat ja schon seit Jahren jetzt seine Tourismusmarke, das Neanderland sehr, sehr stark beworben. Natürlich beteiligt sich die Stadt Monheim, und natürlich interessiert uns auch, wie man gemeinsam auch Gäste, die vielleicht hier eine tolle Radtour am Rhein entlang machen wollen, die dann noch im Neanderland wandern, die gleichzeitig aber auch Städtetourismus in Düsseldorf oder in Köln machen, dass das alles dann auch integriert stattfinden kann und dass man da eben auch gemeinsam natürlich die Region entsprechend vermarktet.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das macht ja auch dann die Stärke und den Erfolg dieses Rheinlands letztlich aus, dass man so vieles ja sehr konzentriert auf einer Fläche hat an spannenden Städten. Ich habe jetzt eine Frage, da bin ich ganz ehrlich, da braucht es ein bisschen Fantasie und Kreativität, aber ich stelle sie trotzdem, und zwar wenn sie sich einmal vorstellen müssten, sie müssen umziehen. Es wird bestimmt nie passieren, aber sie müssten umziehen in eine andere Stadt. Welche Stadt würde sie inspirieren? Und gibt es vielleicht sogar auch ein Vorbild, ein städtisches Vorbild, an dem sie ein bisschen ihre Arbeit orientieren? Es muss keine deutsche Stadt unbedingt sein.

Daniel Zimmermann: Ja, ja, also ich hab ja selber auch, eigentlich wollte ich Französischlehrer werden, deshalb hab ich schon eine gewisse Frankreich Affinität, da könnte ich mir sicher vorstellen, auch mal zu wohnen, ob das jetzt in Paris oder irgendwo außerhalb ist. Ich bin aber auch sehr involviert, was die Städtepartnerschaftsarbeit angeht, natürlich auch meine Rolle als Bürgermeister. Wir haben sehr, sehr viele Austausche, Schüleraustausche, kulturelle Austausche, gemeinsame Orchester, Besuche, die stattfinden mit unseren Partnerstädten in Israel, in der Türkei, auch in Frankreich, in Polen, und insofern ähm, habe ich jetzt weniger so einzelne Vorbilder, aber ich persönlich lernen auch sehr viel aus dieser dieser Städtepartnerschaftsarbeit. Das sind alles Kommune, auch unserer größten Ordnung, auch mit ähnlichen Herausforderungen, und natürlich tauschen wir uns da auch aus, und da gibt es auch viele Möglichkeiten, zusammenzuarbeiten.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Mhm, wenn wir jetzt nochmal den Blickwinkel drehen und sagen, wir blicken noch mal auf Monheim, glauben sie, dass es auch Beispiele für erfolgreiche digitale und nachhaltige Projekte in Monheim gibt, die wiederum als Modell für andere Städte dienen könnten.

Daniel Zimmermann: Ja, vielleicht, das müssen dann die anderen Städte entscheiden. Also, ich habe da gar keinen missionarischen Eifer, jetzt irgendwelche Projekte von Monheim aus in die Welt zu übertragen, weil mein Interesse ist, dass wir die Sachen, die wir hier machen, auch gut hinkriegen und dass es gut funktioniert, so viel ich weiß, sind wir die Stadt tatsächlich mit den meisten Bürgerinnen und Bürger prozentual gesehen, die auch das digitale städtische Konto benutzen, die auch die entsprechende Stadt App installiert haben. Das liegt natürlich daran, dass wir mit dem Bibliotheksausweis, den wir integriert haben, auch dem Busticket für alle, mit dem Fahrradverleih, der jetzt dann noch auch integriert ist, eine natürlich sehr attraktive Angebote auch machen für die Bürgerinnen Bürger, wenn sie sie eben auch nutzen wollen, dann auch die entsprechende Karte und die App brauchen. Aber ja klar, wenn andere Städte sich für solche Sachen interessieren, dann geben wir natürlich auch Informationen raus. Das ist jetzt kein Geheimnis und kein Herrschaftswissen, dass die Stadt Monheim hier für sich behalten wird.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Also keine Tipps für einen Bürgermeister, eine Bürgermeisterin, die eine ähnlich große Stadt in einer ähnlich großen Stadt tätig ist.

Daniel Zimmermann: Nein, es gibt ja, also die Herausforderungen oder die die Ziele sind ja dann doch immer tendenziell auch andere. Und jede Stadt, also die Bürgerinnen und Bürger, wählen ja nicht umsonst auch alle fünf Jahre dann ihre Stadträte, ihre Bürgermeisterin oder Oberbürgermeister, um dann eben die Herausforderung auch vor Ort zu managen und wenn Städte eben sagen, wir gehen zum Klimaschutz andere Wege, das mit dem kostenlosen Busfahren interessiert uns nicht, wir machen es anders, ja, dann dann sollen sie es eben auch anders machen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Wir sind schon am Ende unseres Gesprächs. Das geht immer wieder, sehr, sehr schnell. Ich lade immer sehr gerne meine Gäste ein, einmal einen Blick in die Zukunft zu wagen. Daher meine Frage an sie, wenn wir in die Zukunft schauen, welche Projekte möchten sie noch realisieren, und wie sehen sie zukünftige Entwicklungen von Monheim als Wirtschaftsstandort, und welche Rolle spielen dabei auch wieder Digitalisierung und Nachhaltigkeit?

Daniel Zimmermann: Ja, ich hoffe, dass es uns gelingt, tatsächlich noch mehr Arbeitsplätze hier auch vor Ort zu binden. Die Stadt hatte noch vor zehn, 15 Jahren großen Auspendler Überschuss. Das heißt, wir waren immer schon ein attraktiver Wohnort, aber eigentlich auch nicht unbedingt gleichermaßen attraktiver Arbeitsort. Das hat sich jetzt gewandelt. Wir haben großes Potenzial noch diese Menschen, die jetzt schon in der Stadt arbeiten, das sind etwa 7000 mehr als vor ja rund 15 Jahren, die auch als Kundinnen und Kunden hier für den örtlichen Einzelhandel zu gewinnen. Ich hoffe, dass es uns gelingt, auch mit dem ganzen Innenstadtumbau, den wir gestalten, auch da einfach ein attraktives Zentrum zu schaffen. Die Stadt investiert knapp über 500 Millionen Euro in die Innenstadt. Wir haben alle Einkaufszentren auch kommunalisiert in städtischen Immobiliengesellschaften, und bauen da eben auch moderne Flächen für den einzelnen. Gleichzeitig haben wir auch noch große Investitionen im Bildungsbereich. Die Grundschulen sind so weit schon alle durchsaniert. Wir haben überall jetzt auch den Standard für den offenen Ganztag, auch mit Mensen, mit den entsprechenden Räumen, auch für Schulsozialarbeit, Schulpsychologie im weiterführenden Schulbereich, unsere beiden Gesamtschulen, das Gymnasium, die werden gerade noch um- und ausgebaut, und dann hoffe ich tatsächlich, dass auch Monheim einfach weiter ein sehr sehr attraktiver Ort ist, das Unternehmen sich hier wohlfühlen, die Gewerbesteuerpolitik weiter auch Unternehmen hierherlockt und das Monheim weiter ein prosperierender Ort sein möge.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Lieber Herr Zimmermann, vielen, vielen Dank an dieser Stelle. Ich glaube, das macht unsere oder wird unsere Zuhörerinnen und Zuhörer sehr neugierig machen, und man kann nur sagen, sollte jeder mal nach Monheim kommen, weil es hier wirklich sehr, sehr schön ist. Ja, danke für das Gespräch!

Daniel Zimmermann: Vielen Dank für ihr Interesse.

Outro: #DigiDUS. Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand, ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

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