#3 Familienunternehmen in der Corona-Krise

Shownotes

Unsicherheit, kompletter Kurswechsel, Existenzangst: Die COVID-19-Pandemie hat vor allem Kleinst- und Kleinbetriebe sowie Familienunternehmen stark getroffen. Denn: Manche mussten Teile ihres Unternehmens, andere sogar ihr komplettes Portfolio überdenken. Anders machen, innovativ sein, digitalisieren, quasi von 0 auf 100, ist da nicht immer leicht.

Genau deshalb sprechen wir in der dritten Folge von #DigiDUS mit einem Familienunternehmer, der selbst frisch von seinen Erfahrungen berichten kann – und direkt einige Tipps und auch Forderungen mit auf den Weg gibt.

Wir von der Stadtsparkasse Düsseldorf können Ihr Unternehmen zwar nicht von jetzt auf gleich zu 100 % digital machen, aber: Wir können von Sekunde 1 an Ihrer Seite sein und mit unseren Partnern dafür sorgen, dass die Digitalisierung auch unter Zeitdruck gelingt. Auch darauf gehen wir in dieser Folge ein.

Moderation: Jeannine Malcherek-Wirtz, Stadtsparkasse Düsseldorf Gast: David Zülow, Zülow AG

Das Firmenkundenportal der Stadtsparkasse: www.sskduesseldorf.de/firmenkunden

Mailadresse für Themenvorschläge, Feedback und Fragen: digidus@sskduesseldorf.de

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00: 00:10Jeannine-Malcherek Wirtz: Unsicherheit, kompletter Kurswechsel, Existenzangst. Die COVID-19 Pandemie hat vor allem Kleinst- und Kleinbetriebe sowie Familienunternehmen sehr stark getroffen. Denn manche mussten Teil ihres Unternehmens, andere sogar ihr komplettes Portfolio überdenken. Anders machen. Innovativ sein. Digitalisieren. Alles quasi von null auf hundert. Das ist nicht immer leicht. Genau deshalb sprechen wir in der dritten Folge von #DigiDUS mit einem Familienunternehmer, der selbst von seinen eigenen Erfahrungen berichten kann und direkt einige Tipps, aber auch Forderungen mit auf den Weg gibt. Wir von der Stadtsparkasse Düsseldorf können zwar ihr Unternehmen nicht von jetzt auf gleich zu 100 Prozent digital machen, aber was wir können: Wir können von Sekunde eins an Ihrer Seite sein und mit unserem großen Partnernetzwerk dafür sorgen, dass Digitalisierung auch unter Zeitdruck gelingt. Und auch darauf gehen wir in dieser Folge ein. Mein Name ist Jeannine Malcherek-Wirtz und ich freue mich sehr, dass Sie uns heute wieder zuhören.

00: 01:13Jeannine-Malcherek Wirtz: Ich freue mich, dass Sie da sind. Für unsere dritte Folge von #DigiDUS zum Thema „Familienunternehmen in und nach der Corona-Krise“, wobei man ja nicht davon sprechen kann, dass die vorbei ist. Für dieses Thema habe ich einen Gast heute, der prädestiniert dafür ist, um mit mir darüber zu sprechen. Ich freue mich sehr, dass David Zülow heute da ist, als Landesvorsitzender in NRW des Verbandes „Die Familienunternehmer“ und natürlich selber Vorstand eines Familienunternehmens, nämlich der Zülow AG Neuss für Gebäudetechnik. Ja, Herr Zülow, Sie als Vorsitzender des Verbandes haben ja einmal den kompletten Blick, den Blick auf das große Ganze. Aber Sie sind ja selber Vorstand eines Familienunternehmens. Könnten Sie uns noch einmal kurz skizzieren, was waren die Voraussetzungen? Was sind nach wie vor die Herausforderungen vor allem für Familienunternehmen in und nach der Krise? Wobei wir die Krise noch nicht beendet haben.

00: 02:13David Zülow: Die Herausforderungen sind eigentlich für alle die gleichen. Die ganze Situation ist für alle fallbeilartig runtergekommen. Wir hatten von heute auf morgen nichts mehr zu tun. Sie haben sich Sorgen gemacht um ihre eigenen Angehörigen, um die eigene Gesundheit, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Also von jetzt auf gleich standen wir alle vor einer Situation, die wir bis dahin in der Form noch gar nicht kannten. Und insofern sind die Herausforderungen für alle gleich. Man muss sich mit einer Situation auseinandersetzen, wo man A nicht weiß, wie lange es geht und B auch nicht weiß, was auf einen überhaupt noch zukommt und was zu tun ist.

00: 02:48Jeannine-Malcherek Wirtz: Das heißt also, ging es Ihnen nicht anders als anderen Mittelständlern oder gibt es für Familienunternehmen doch nochmal, ich sag mal noch verschärfte Herausforderungen in der Krise, als vielleicht für ein kleines mittelständisches Unternehmen?

00: 03:02David Zülow: Also die Herausforderungen sind tatsächlich, glaube ich, für alle gleich. Das ist eine Frage der Größenordnung, der Intensität. Das ist vielleicht auch eine Frage „Wie sehr ist man unmittelbar davon betroffen?“ Als Familienunternehmer sind Sie ja auch immer mit dem eigenen Vermögen dran. Also Sie reden nicht über irgendwelche diffusen Anlegergelder oder irgendwelche Gesellschafterstrukturen, die kaum überschaubar sind, sondern sie kennen ihren Gesellschafterkreis meistens persönlich ganz gut. Und demzufolge ist es natürlich auch immer die Frage, wieviel muss man vielleicht selber nochmal ans wirklich ersparte Eingemachte gehen. In so einer Krise haben Sie es von heute auf morgen ja damit zu tun, die Umsätze bleiben aus. Die Kosten sind die gleichen. Sie haben eine Belegschaft, an der Sie normalerweise festhalten wollen. Also auch wenn mal so der Wind von vorne kommt. Wir haben vor der Corona-Krise über Fachkräftemangel gesprochen, der ist ja deswegen nicht erledigt. Und insofern stehen sie auch kaufmännisch vor der Frage „Halte ich jetzt an meinen Beschäftigten fest? Wenn ja, wie lange? Wie lange halte ich sie bei Laune?“ Und das Ganze muss irgendwie finanziert werden. Und dann schauen Sie als Privatunternehmer oder als Eigentümer-Unternehmer tatsächlich ins eigene Portemonnaie.

00: 04:10Jeannine-Malcherek Wirtz: Es gab ja vor allem auch von Bund und Ländern jede Menge Konjunkturpakete und Soforthilfen, vor allem auch für Unternehmen. Wie sehen Sie das? War das hilfreich für Sie als Familienunternehmen? Konnten Sie da auch dran partizipieren?

00: 04:24David Zülow: Nee, also hilfreich ist das überhaupt nicht. Ich halte das für blinden Aktionismus, was da passiert ist. Das ist ein verdammt teurer Spaß, den wir uns alle noch in den nächsten Jahren über Steuern werden leisten können und müssen. Das hatte kein Maß und kein Ziel. Es gibt einige wenige, die haben kurzzeitig davon profitiert. Gerade die ganz Kleinen mit ihren Soforthilfen. Diese Pakete sind ja schon ziemlich unstrukturiert beschrieben worden. Da geben sie einem Einzelunternehmer Geld, damit er über die Runden kommt. Und dann darf er das aber nicht dafür ausgeben, um über die Runden zu kommen. Also der hat ja keine anderen Ausgaben außer Miete und ein Laptop zum Beispiel. Und bei uns im Mittelstand ist faktisch nichts angekommen. Wir sind in so einer Situation zu groß, um eine Soforthilfe zu kriegen und zu klein, um systemrelevant zu sein.

00: 05:13Jeannine-Malcherek Wirtz: Was hätten Sie sich gewünscht?

00: 05:13David Zülow: Dass man schnell wieder anfangen darf zu arbeiten, dass man Augenmaß hat bei den Maßnahmen, die kommen, dass man vielleicht auch etwas mehr auf die Eigenverantwortung der Menschen setzt, dass man nicht alles von jetzt auf gleich schließt und dann die Unternehmen tatsächlich auf den Kosten alleine sitzen lässt.

00: 05:32Jeannine-Malcherek Wirtz: Die Krise hat ja vor allem dem Thema Digitalisierung nochmal ganz neue Bedeutung beigemessen, was ich glaube, was auch richtig ist und was zu einem gewissen Grad sicherlich auch sehr gut war. Nichtsdestotrotz wie sehen Sie das? Vor allem auch jetzt in der Krise, die ja noch nicht beendet ist, noch längst wahrscheinlich nicht beendet ist. Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für den Mittelstand?

00: 05:57David Zülow: Also Digitalisierung heißt ja nicht, dass man von Zettelwirtschaft auf E-Mail umsteigt. Das ist ein bisschen kurz gedacht, sondern Digitalisierung heißt, dass eigentlich sämtliche vor allem wiederkehrende Prozesse möglichst elektronisch ablaufen, dass viel automatisiert ablaufen kann. Dass ist am Ende eine Effizienzfrage. Wie effizient gestalte ich eigentlich meine Arbeitsprozesse? Und dass ich dafür technische Hilfen habe. Das ist halt das Instrument oder das Werkzeug, dessen ich mich bediene. Ich glaube, ein Unternehmen, was auch schon vor der Krise nicht digital unterwegs war, die gibt es gar nicht mehr oder die gibt es kaum noch. Die haben auf dem Markt schlichtweg nichts verloren. Also jetzt zeigt sich natürlich, bei wem welcher Digitalisierung grad wie hoch und wie ausgeprägt war, wie ernst man schon im Vorfeld die Notwendigkeit genommen hat, auch in diesen Bereich zu investieren. Auch in dem Bereich Mitarbeiter weiterzubilden und auch in dem Bereich seine Prozesse umzustrukturieren. Wir wissen also alle, wenn dann so ein neues Programm reinkommt und man mit einem neuen Tool arbeiten muss, dann ist das erst einmal nicht vergnügungssteuerpflichtig und verdammt nochmal viel Arbeit für die, die damit arbeiten müssen. Da muss man halt durch. Und die, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, die profitieren natürlich im Augenblick insofern davon, dass viele Dinge leichter von der Hand gehen und eben doch noch möglich sind als die, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.

00: 07:14Jeannine-Malcherek Wirtz: Das heißt also, wenn man überhaupt davon sprechen kann, dass man die Möglichkeit hat zu investieren, halten sie das für die Zukunft weiterhin für unabdingbar, was das Thema Digitalisierung angeht?

00: 07:29David Zülow: Das haben Sie richtig verstanden. Also Investitionen sind grundsätzlich richtig. Also wer nicht investiert, der bleibt da stehen, wo er ist. Für Investitionen brauchen Sie natürlich auch möglichst liquide Mittel und auch einen Investitionsplan. Das ist jetzt sehr altbacken, aber deswegen genauso aktuell, also aufzuhören zu investieren, das ist nicht die Lösung, auch wenn die Kassen jetzt gerade etwas knapper sind. Die Frage ist, wofür investiert man? Und ich glaube, dass gerade vielleicht auch viele ganz gut beraten sind, wieder etwas mehr ins eigene Unternehmen reinzustecken und vielleicht auch mal zu schauen. Eben solche Themen anzupacken wie Arbeitsprozesse, wie Digitalisierungsprozesse. Das muss aber nicht das einzige sein. Aber keine Empfehlung, nicht zu investieren.

00: 08:12Jeannine-Malcherek Wirtz: Was ich auch noch ganz spannend finde, in dieser Diskussion um Digitalisierung spricht man ja einerseits von digitalisierten Prozessen, mehr Effizienz et cetera. Und ein Baustein davon ist ja auch das Thema Künstliche Intelligenz. Wenn man dem Glauben schenkt, was Studien sagen: Wer jetzt nicht in Künstliche Intelligenz investiert bzw. sich damit beschäftigt, der wird ganz, ganz schnell, und wir sprechen bei Digitalisierung ja immer wirklich von schnell, den Anschluss verlieren. Wie sehen Sie das? Was glauben Sie, welche Rolle die Digitalisierung und als Teil davon, ich sage mal als ein zusätzlicher Baustein, die künstliche Intelligenz spielt? Welche Rolle wird die zukünftig spielen?

00: 08:55David Zülow: Es geht darum, dass KI-Systeme – also künstliche intelligente Systeme – selbstlernend sind. Ich bringe dir irgendetwas bei und damit weißt du dann was anzufangen. Und man macht sich selber entsprechend schlauer. Das ist ja eine Frage von Intelligenz. Das ersetzt aber am Ende des Tages nicht das eigenverantwortliche Denken und Handeln des Unternehmers. Also wer davon träumt, dass ich jetzt mit KI-Systemen künftig aufhören kann zu arbeiten und selber Entscheidungen zu fällen – das funktioniert halt auch nicht. Ob damit KI-Systeme der Heilsbringer für alle sind, lasse ich mal dahingestellt. Es gibt Prozesse, gerade im Produktionsbereich oder gerade in der Logistik. Die kommen ohne nicht aus. Da ist so eine Routenplanung beispielsweise, die so ein vernünftiges Tool auskaspert, dreimal schneller und dreimal intelligenter, als wenn wir zwei uns jetzt über den Stadtplan hermachen würden und anfangen: Wo ist die beste Strecke? Solche Themen. Das kann man machen, aber das über einen Kamm zu scheren, halte ich für fraglich.

00: 09:53Jeannine-Malcherek Wirtz: Also ich glaube, ich bin da bei Ihnen, dass es nicht darum geht, Menschen zu ersetzen. Ich glaube, das wird auch keine KI so schnell tun. Aber es bringt natürlich in gewisser Weise andere Vorteile. Wo ich sagen kann, ich kann Prozesse ein Stück weit durch künstliche Intelligenz optimieren.

00: 10:07David Zülow: Dann habe ich auch wieder für Menschen andere Aufgaben, vielleicht auch andere, noch hochwertigere Aufgaben im Unternehmen.

00: 10:14Jeannine-Malcherek Wirtz: Was meinen Sie? Das finde ich auch ganz spannend, weil darüber sprechen jetzt auch viele nach wie vor. Sie haben anfangs gesagt, Sie glauben gar nicht, dass es noch Unternehmen gibt, die nicht digital sind. Trotzdem sprechen viele darüber, dass die Digitalisierung gerade der Mittelständler in Deutschland, noch sehr großen Nachholbedarf hat. Sehen Sie das auch so oder glauben Sie, das ist nur was Branchenspezifisches?

00: 10:40David Zülow: Ich kann diese Einschätzung ehrlicherweise überhaupt nicht teilen. Ganz im Gegenteil sogar, ich bin fest davon überzeugt, dass gerade der Mittelstand in den letzten Jahren besonders intensiv in digitale Infrastruktur investiert hat. Dass Arbeitsprozesse digital geworden sind. Gerade der Mittelstand ist ja besonders bekannt dafür, sehr schnell agieren zu können, auch sehr schnell neue Strukturen zu schaffen. Das ist es ja gerade, was besonders Familienunternehmen so auszeichnet. Die Zeichen der Zeit zu erkennen und möglichst kurze Entscheidungswege zu haben, um dann allerdings mit Augenmaß immer die richtigen Entscheidungen zu fällen. Das bedeutet ja nicht, dass man ausnahmslos auf jeden Zug aufspringt, der gerade durch den Bahnhof rollt. Aber wie wir eingangs bereits sagten: Wer den Zug ganz verpasst hat, der ist entweder gar nicht mehr am Markt oder tut sich gerade besonders schwer. Und wir dürfen nicht vergessen: Die ureigenste Aufgabe jedes Unternehmers ist es, sein Unternehmen zukunftsfähig und krisenfest zu machen. Dieser Aufgabe haben sich jedenfalls die meisten Unternehmer gerade aus dem Mittelstand erkennbar mit sehr großem Erfolg gestellt und die Digitalisierung des Unternehmens ist dabei sicherlich ein wesentlicher Schlüsselfaktor.

00: 12:01Jeannine-Malcherek Wirtz: Ja, vielen Dank, Herr Zülow, für Ihre Einschätzung und ja, auch wir bei der Stadtsparkasse Düsseldorf hoffen, dass diese Krise bald vorbei ist. Denn wir haben in vielen Fällen hautnah mitbekommen, wie sehr Unternehmen unter Druck geraten sind und vor allem, vor welchen Herausforderungen sie standen und stehen. Einer, der solche Themen sehr nah mitbekommt, ist Sebastian Drath, Abteilungsleiter für das Firmenkundengeschäft bei der Stadtsparkasse Düsseldorf. Sebastian, schön, dass du heute dabei bist. Sebastian: In deiner Abteilung betreut ihr auch einige Familienunternehmen. Wie hast du das erlebt? Was war gerade für diese Unternehmen die Hauptsorge?

00: 12:39Sebastian Drath: Ja, es war im Endeffekt der helle Wahnsinn, als Corona Anfang März zum Tragen kam oder die Auswirkungen spürbar waren. Wir haben von morgens bis abends am Telefon gesessen und haben versucht, den Kunden ihre Sorgen zu nehmen, zu informieren oder auch erst einmal da zu sein. Um den Kunden ein Gefühl zu geben. Man ist nicht alleine mit dieser Situation. Und ich sage mal, die Beweggründe waren so so vielfältig. Wir haben uns jeden Morgen im Team in einer gemeinsamen Telko ausgetauscht und haben über Erfahrungen berichtet, weil es unheimlich wichtig war, in dieser Situation diese Informationen weiterzugeben. Das Ganze war von einer Aufbruchsstimmung, die direkt am Anfang spürbar war, bis hin zu sehr, sehr viel Verunsicherung, die erst einmal bei den Unternehmern herrschte, bis zu einer sehr, sehr großen Angst, bis hin in die Existenzangst. Und ja, da gibt es Beispiele, die, wenn ich davon erzähle, muss ich sagen, hab ich jetzt noch Gänsehaut. Das sind Fälle, wo Unternehmer eigentlich schon am Ende ihrer, ich sage mal Laufbahn waren, die Nachfolge schon mehr oder weniger geplant oder auch durchgeführt haben oder auch ein ganz klares Exit hatten. Dann zu sagen „Ich mache das Ganze noch zwei, drei Jahre und dann gehe ich in den Ruhestand“ und jetzt standen sie vor einer Situation, sich entscheiden zu müssen. Die waren teilweise sehr gut aufgestellt, nicht verschuldet und denen war klar, wenn Sie jetzt weitermachen, dann müssen sie Schulden aufnehmen. Müssen KfW-Mittel oder andere Verbindlichkeiten und Kredite nehmen, um das Ganze zu unterstützen und diese Umsatzausfälle zu kompensieren. Und ich muss sagen, da sieht man dann diese unternehmerische Verantwortung. Größtenteils wurde gesagt „Wissen Sie, was Herr Draht“ oder welcher Betreuer auch immer am Telefon war. „Die Alternative ist, ich muss hier 40 Mitarbeiter freistellen, da arbeite ich lieber 15 Jahre weiter und zahle den Kredit zurück. Diese unternehmerische Verantwortung habe ich und die werde ich auch tragen.“ Und ich sage mal, das sind Gespräche, die lassen einen nie wieder los. Und das haben wir in der ganzen Zeit erlebt, dass ja diese Bewegung von der Unsicherheit, teilweise von einer Situation nicht weiter zu wissen, sich dann doch relativ schnell entwickelt hat, zu einer Aufbruchsstimmung. Zu sagen teilweise jetzt erst recht. Und das gemeinsam hat unheimlich viel Schwung gegeben, dass die Unternehmer nicht den Kopf in den Sand gesteckt haben, sondern weitergemacht haben.

00: 15:03Jeannine-Malcherek Wirtz: Du hattest auch gerade schon das Thema Lösungen angesprochen. Es ging ja, oder es gab ja sehr viele Soforthilfen, Konjunkturprogramme, Förderprogramme. Der Herr Zülow hat dazu tatsächlich sehr deutlich Position bezogen. Wie stehst du dazu? Wie ordnest du das ein?

00: 15:20Sebastian Drath: Die KfW oder ich sag mal die die Soforthilfen und die Konjunkturpakete haben gerade in dieser ersten Situation auch relativ schnell und zügig die Situation ein Stück weit entschärft. Für mich aus Banksicht ist nicht immer nur im Fokus, das Geld rauszugeben, sondern auch in welcher Form kann ich diese Kreditierung vornehmen? Welche Unterstützung bekomme ich? Und da spielen natürlich auch Sicherheiten in der Situation eine Rolle. Und wenn der Staat und die KfW und der Bund sich dann entsprechend hinter diese Programme stellt, um das Ganze zu beschleunigen, hat das dem Ganzen natürlich geholfen. Das muss man ganz klar sagen.

00: 16:01Sebastian Drath: Wenn man sich die Frage stellt „Ist das das Allheilmittel gewesen oder auch jetzt noch? Und hat das das Problem im Endeffekt besiegt?“ Nein, das muss ich auch ganz klar sagen. Das ist ein Baustein von vielen. Ja, das sind verschiedene Punkte, die zusammenkommen. Klar ist auch Es gab Soforthilfen, die wurden gewährt, die auch nicht zurückzuzahlen sind. Ja, das war sicherlich für die Kleinunternehmer oder Kleinstunternehmen in der Anfangsphase erst einmal gut. Da aber auch nicht die Lösung, sondern ein Stück weit auch der Tropfen auf den heißen Stein. Die nächste Sphäre ist natürlich, dass es sich um Kredite handelt. Ja, alle Maßnahmen, die jetzt von der KfW verabschiedet wurden und sei es mit einer 90 oder auch mit einer hundertprozentigen Haftungsfreistellung dort hinter. Es sind Kredite und diese Kredite müssen zurückgezahlt werden. Das heißt, wir hatten die Herausforderung natürlich auch mit den Unternehmen darüber zu sprechen, dass wir trotz einer hohen Sicherheitsleistung des Bundes unsere normalen Kreditparameter nicht ausschalten können, weil wir mussten natürlich gucken, ist das Unternehmen auch wirtschaftlich in der Lage, dieses Geld zurückzuzahlen. Weil eins muss man sagen, wir tun dem Unternehmen und auch uns natürlich keinen Gefallen, wenn wir Umsatzausfälle kompensieren, in so erheblichem Maße dagegen Kredite geben und aber im Endeffekt wissen, dass – auf Basis der „alten Welt“, ich sage mal vor März 2020, – das Unternehmen nicht in der Lage gewesen wäre, diese Kredite auf 6, 10 oder 8 Jahre zurückzuzahlen. So, und wenn Herr Zülow dann auch zurecht sagte, dass das am Ende des Tages die Familienunternehmen nicht gerettet hat oder bzw. auch noch nicht zu dem Punkt gebracht hat, dass man sagt, damit ist das Thema vom Tisch, dann kann ich das absolut verstehen. Aus unserer Perspektive als Bank kann ich nur sagen, waren das hilfreiche Mittel, um so viel Unterstützung wie möglich zu geben. Aber man kann dieses Thema nicht pauschalisieren. Das ist wirklich im Einzelnen zu betrachten, wie wirksam es war, wie schnell es geholfen hat. Und wir haben auch Fälle, wo wir gesehen haben, wo wir die Mittel zur Verfügung gestellt haben, die am Ende des Tages gar nicht nötig waren, weil dann doch nicht so eine Schwere eingetreten ist. Weil diese Themen wie z.B. dass Mitarbeiter von Corona betroffen waren und damit ganze Produktionsstrecken ausgefallen war, Gott sei Dank dann nicht zum Tragen gekommen sind. Und diese Unternehmen stehen jetzt auch vor der Herausforderung zu überlegen „Was mache ich mit diesen Mitteln, wie setze ich die jetzt strategisch am besten ein?“ Und ich sage mal, da kommen wir zu dem Punkt, dass das Resultat aus ganz vielen Themen natürlich ist, wer sich vorher schon mit Digitalisierung, mit Automatisierung, mit Mobilität, mit Unabhängigkeit des Arbeitsplatzes, Flexibilität intensiv beschäftigt hat, dem ist es einfach leichter gefallen. Das kann man sagen.

00: 18:57Jeannine-Malcherek Wirtz: Das hast du super nochmal zusammengefasst. Und das ist eine tolle Überleitung zu meiner nächsten Frage. Darüber hatte ich auch mit Herrn Zülow gesprochen, der auch nochmal sehr deutlich gemacht hat, wie wichtig natürlich das Thema Digitalisierung für den Mittelstand ist und dass auch trotz der wirklich schwierigen Lage Investitionen in diese Themen unabdingbar sind. Wie können wir als Stadtsparkasse Düsseldorf unsere Kunden hier unterstützen? Mal abgesehen nur von Finanzierungsfragen oder Finanzierungsprodukten? Was steht da uns noch zur Seite?

00: 19:31Sebastian Drath: DasThema Digitalisierung als Wort oder auch künstliche Intelligenz, Automatisierung, Industrie 4.0. Ja, also dieses ganze Potpourri von Oberbegriffen. Das spielt natürlich schon sehr, sehr lange eine Rolle. Auch wir als Stadtsparkasse Düsseldorf haben im Rahmen des letzten Jahres überlegt: Was sind die wesentlichen Themen, die wir im Rahmen unserer Mittelstandsoffensive, die wir dieses Jahr gestartet haben, thematisieren müssen und sollten? Ja, und es bestätigt uns in diesem Moment, dass wir da auf das richtige Pferd gesetzt haben, weil wir haben ganz klar gesagt, das Thema „Digitalisierung der Unternehmen“ als Oberbegriff, Einsatz von künstlicher Intelligenz, diese Unabhängigkeit, die man sich damit auch schafft – das wollen wir beraten beziehungsweise das wollen wir unterstützen. Wir haben in dem Zusammenhang mit unserem Digitalisierungscheck, den wir mit einer externen Unternehmensberatung kreiert und entworfen haben, noch vor Corona ein fertiges Werk geschaffen, wo wir sehr aktiv auf unsere Kunden zugehen, um mit dem Unternehmen darüber zu philosophieren und zu besprechen: Wie gut ist man schon aufgestellt? Einfach mal so einen digitalen Reifegrad zu ermitteln, um dann den Kunden Unterstützung durch unser breites Netzwerk zu geben. Weil eins ist auch klar: Wir sind natürlich irgendwo dann auch in unserer Beratung an einer Grenze, wenn es dann übergeht in die wirkliche technische Beratung oder in eine Prozessautomatisierung et cetera. Da ist es wichtig, die richtigen Partner an der Seite zu haben und den Kunden dabei zu begleiten. Und deswegen bin ich da glaube ich sehr, sehr deckungsgleich zu Herrn Zülow. Das Thema ist wichtig, das wird weiter wichtig sein. Und wer sich dort gut aufgestellt hat schon vor Corona, hat es leichter gehabt und dass die Notwendigkeit da ist hat Corona nochmal zusätzlich bewiesen.

00: 21:27Jeannine-Malcherek Wirtz: Wie wichtig ist eigentlich Digitalisierung für den Mittelstand? Diese Frage hat die Corona-Krise ja ziemlich drastisch beantwortet. Und genau da die Lücken aufgedeckt, wo keine oder bislang nur sehr wenig Digitalisierung stattgefunden hat. Diese Folge von #DigiDUS hat mir wieder gezeigt, dass speziell Familienunternehmen nicht zwingend anderen Herausforderungen begegnet sind als der Mittelstand im Allgemeinen. Alle KMUs haben gleichermaßen in diesen sehr bewegenden Zeiten zu kämpfen. Deshalb interessieren wir uns an dieser Stelle vor allem auch für Ihre Meinung und Ihre Erfahrung in Bezug auf Corona. Vor welchen Herausforderungen standen Sie? Welche Lerneffekte gab es bisher und wie richten Sie sich in Zukunft aus? Wir würden uns über Ihr Feedback sehr freuen. Und das geht auch ganz einfach per Mail an die DigiDUS@SSKDuesseldorf.de. Ja, in den nächsten Folgen von #DigiDUS blicken wir unter anderem noch auf das nicht ganz unumstrittene Thema Künstliche Intelligenz und wie diese in sogenannten KI Designs Sprints eingesetzt werden kann. Bis dahin bleiben Sie bitte gesund.

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