#31 Nächste Generation Digitalisierung mit Kevin Tödtmann

Shownotes

Die neue Folge blickt hinter die Kulissen eines Verpackungsspezialisten, der sich vom Großhändler zum Vorreiter für digitale Prozesse und Nachhaltigkeit gewandelt hat. Wie man mit Vision, CRM-Systemen und Change-Management eine „Papier-Branche“ in die Zukunft führt – und warum es sich lohnt, an kleinen Stellschrauben zu drehen.

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Kevin Tödtmann: Der offensichtlichste Schritt war erstmal alles rausschmeissen, Laptops rein, vernünftige Monitore rein, so dass alle theoretisch untereinander die Arbeitsplätze tauschen können und immer das gleiche Setup vorfinden.

Intro: Digitus Digitalisierungstrends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Kennen Sie das? Wir tragen Netze voller frischer Zwiebeln, Mandarinen oder Kartoffeln aus dem Supermarkt nach Hause, nur um sie dort irgendwann zu entsorgen. Für die meisten von uns sind das einige Sekunden ohne große Bedeutung. Aber was, wenn genau in diesen winzigen Momenten eine Geschichte von Nachhaltigkeit und digitaler Innovation steckt? Heute spreche ich mit Kevin Tödtmann, der seit 2022 geschäftsführender Gesellschafter von Solipac ist. Mit nur 30 Jahren hat er die Firma im Rahmen einer Nachfolgeregelung übernommen. Und dann hat er genau diese Situation zum Ausgangspunkt u.a. seiner Digitalisierungsreise gemacht. Seine Geschichte mitten aus dem regionalen Mittelstand zeigt: Die digitale Transformation wartet nicht. Sie wird von Menschen wie ihm gemacht. Herzlich willkommen, Kevin Tödtmann. Kevin Tödtmann bei #DigiDUS. Ich freue mich wirklich sehr, dass du heute mein Gast bist. Und ich habe mich so gefragt: Wie fühlt sich das eigentlich gerade für dich an, dass du jetzt quasi auf der anderen Seite des Tisches sitzt und der befragt bist und nicht der, der fragt, weil du bist ja auch unter anderem Podcast Host.

Kevin Tödtmann: Das ist richtig. Erst mal vielen Dank für die Einladung. Schön, dass ich hier sein darf. Es fühlt sich sehr gut an tatsächlich, weil ich weiß ja, über was wir heute sprechen wollen. Und das ist ein Thema, was mir sehr am Herzen liegt und was mir Spaß macht, darüber zu berichten.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, sehr cool. Das freut uns wirklich sehr. Kevin, lass uns ein bisschen über das Unternehmen Solipac sprechen und was du, seitdem du Geschäftsführer bist, alles verändert hast. Ich glaube, ich kann behaupten, dass wahrscheinlich jeder von uns fast tagtäglich ein Produkt von Solipac begegnet, wenn wir einkaufen gehen.

Kevin Tödtmann: 100%.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Vielleicht kannst du unsere Zuhörer:innen mal mitnehmen nach Hilden in das Unternehmen und ein bisschen erzählen, was ihr genau dort macht und produziert.

Kevin Tödtmann: Sehr gerne. Ja, wir machen Verpackungsmaterialien und früher war es eher so, dass wir ein Großhandel waren mit angeschlossener Produktion. Das hat sich in den letzten 3 bis 5 Jahren allerdings gedreht. Jetzt sind wir ein Verpackungsproduzent mit angeschlossenem Großhandel. Denn wie du gerade schon richtig gesagt hast, Jeder kennt unsere Produkte. Und zwar sind wir schwerpunktmäßig im Obst- und Gemüsebereich unterwegs. Die bunten Netze – Wenn ihr euch gerne mal in die Gemüseabteilung eines jeden Supermarkts versetzen möchtet – Die kommen in der Regel von uns. Und das Offensichtlichste, nämlich die gelben, orangen und roten Netze, das ist bei uns die Handelsware. Und was wir aber auch in Perfektion können, sind die Clipbänder, sprich die Metallbänder, die oben und unten jeweils das Netz verschließen. Und um das ganze Produkt abzurunden, liefern wir auch die Etiketten dazu. Wir haben insgesamt fünf Druckmaschinen verschiedenster Drucktechnologien und wir versorgen damit den Weltmarkt.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Gutes Stichwort Ihr versorgt den Weltmarkt, Ihr seid Weltmarktführer bei der Herstellung vor allem dieser Clipbänder aus Stahl, um diese Netze zu verschließen. Jetzt würde ich ja von außen betrachtet denken, da kann ja gar nicht mehr so großer Veränderungsdruck herrschen. Oder wenn ich sowieso schon Weltmarktführer bin? Ich mache ja dann eigentlich schon alles richtig. Was würdest du denn sagen? Was kann man denn nach wie vor immer eigentlich noch besser machen? Oder woher kommt auch der Wunsch, das Produkt immer weiterzuentwickeln, obwohl man ja schon Weltmarktführer ist?

Kevin Tödtmann: Also es gibt natürlich jetzt sagen wir mal nicht wie im Technologiebereich super hohe Innovationsthemen, aber bei uns ist das eher im Kleinen. Also wir verarbeiten Stahl. In der Natur der Dinge liegt das wenn man Stahl in irgendeiner Form bearbeitet, gibt es Ecken und Kanten, sogenannten Grat. Dass der Grat möglichst gering ist, heißt also das Produkt muss am besten von den Maschinen schon so sauber wie möglich geschnitten werden, damit dieser Grat beim Kunden nicht die Netze zerschneidet. Dann haben wir das Thema Nachhaltigkeit, was auf verschiedensten Ebenen transportiert werden kann. Das ist zum einen die maschinengängige Verpackung des Stahlbandes, dass die möglichst nachhaltig ist. Die ist bei uns aus Kunststoff. Da muss ein gewisser oder sollte ein gewisser Rezyklatanteil drin sein, damit einfach nicht immer Frischware verwendet werden muss, sondern halt einfach wirklich schon gebrauchtes Kunststoff wieder granuliert wird, eingeschmolzen wird und dann verwendet werden kann.

Jeannine Malcherek-Wirtz: So recyceln.

Kevin Tödtmann: Recyceln. Genau. Und das geht tatsächlich in dieser Umverpackung. Das geht ehrlicherweise aktuell noch nicht bei den Netzen. Das andere Thema ist die grundsätzliche Transportverpackung. Da haben wir lange Zeit ja Kartons gehabt, die fünf dieser Kassetten gefasst haben. Die haben wir jetzt umgewandelt in drei dieser Kassetten. Warum? Naja, weil es für unser Personal und auch für das Personal beim Kunden wesentlich rückenschonender als man sich das vorstellen kann. So ein großer Karton, der wog 30 Kilo. Und es ist nicht selten vorgekommen, dass diese Kartonagen vollgepackt durch die Produktion getragen werden mussten. Nicht zwingend bei uns, aber halt eben auch. Und jetzt haben wir es reduziert auf drei und wir haben nur noch 3/5 des Gewichts. Und das ist natürlich dann Thema Nachhaltigkeit ressourcenschonend für unseren Personal-Stamm.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Da merkt man schon an wie vielen Facetten man doch dann immer wieder schrauben kann und schrauben muss. Jetzt habe ich schon zu Beginn gesagt Du hast. Du warst ja sehr jung als du Solipac übernommen hat, 30 Jahre alt. Da kann man sagen, dass das sehr jung ist. Was glaubst du, war der Grund, warum die auch damaligen Inhaber von Solipac gesagt haben, als es um die Frage der Nachfolge ging: „Der Kevin, das ist genau der Richtige, Der soll das machen, dem können wir dieses Unternehmen anvertrauen.“

Kevin Tödtmann: Ehrlicherweise. Ich würde da jetzt Mutmaßungen anstellen. Ich hoffe, dass ich richtig liege. Ich bin sicher, ich glaube, dass ich immer recht interessiert gewirkt habe und nicht nur so gewirkt habe, sondern auch interessiert war an den Dingen. Ich habe mich in viele Sachen reingearbeitet. Ich bin zum Beispiel gestartet in einem Unternehmen, letzten Endes eigentlich sogar schon als Schüler-Praktikant vor etlichen Jahren. Habe im Akkord unser Clipband verpackt, damals als Ferienjob, bin dann ins Studium gegangen oder erst in die Ausbildung, dann ins Studium und dann bin ich während des Studiums zum Praktikum zurückgekommen. In der Zeit haben wir dann den ganzen Neubau beschlossen und ich durfte dann, obwohl ich mit dem Bau gar keine Ahnung hatte, den Bau quasi betreuen, die Handwerker koordinieren und damit meinem damaligen Chef den Rücken freihalten, sodass er sich auf das Tagesgeschäft konzentrieren konnte. Das heißt, ich habe da schon eine große Verantwortung bekommen. Ich denke, dass ich die sehr gut ausgefüllt habe. Dann war ich in Vollzeit angestellt und habe mich in verschiedenste Dinge eingearbeitet. Es war das Marketing, Einkauf, Vertrieb, aber eben auch Produktion. Ich habe irgendwo versucht, so viel wie möglich in so kurzer Zeit wie möglich zu lernen, Dinge zu verstehen. Und mein Vorteil war, dass ich ja nicht schon jahrzehntelang dort gearbeitet habe, sondern Frisch kam eigentlich aus einem ganz anderen Bereich. Bei mir war es natürlich als Bankkaufmann eher so die ganze Büroschiene und Finanzseite. Und wenn man dann in einen produzierenden Betrieb kommt, stellt man vielleicht andere Fragen als jemand, der immer drin war. Und von daher denke ich, dass diese dieses Interesse, die von mir eingebrachten Ideen und ja, die grundsätzliche Zuverlässigkeit, da so ein bisschen die Perspektive gezeigt haben.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Total nachvollziehbar. Was ich mich auch gefragt habe: Wenn man im Rahmen so eines Nachfolgeprozesses so ein gut funktionierendes, laufendes Unternehmen übernimmt, dann ist das ja keine kleine Angelegenheit. Es ist vor allem auch keine kleine Finanzierung. Wie konntest du denn zum Beispiel auch deine Geldgeber überzeugen, dass du der Richtige bist für dieses Unternehmen?

Kevin Tödtmann: Ja, das tatsächlich war ein langer Prozess, der an verschiedensten Stellen ein bisschen Aufklärung benötigt hat. Überzeugen konnte ich am Ende des Tages denke ich einmal natürlich mit der Unternehmenshistorie, das muss man auch klar sagen. Mittlerweile gibt es uns seit 60 Jahren. Zu dem Zeitpunkt waren es, als wir die ersten Gespräche geführt haben, 55, 56 Jahre. Aber ich konnte schon auch Perspektiven aufzeigen, was wir mit dem Unternehmen noch vorhaben, was meine persönlichen Ideen sind, in welche Richtung das Ganze gehen kann. Und ganz schlecht ist es natürlich nicht, dass sich das Geschäftsmodell bewährt hat und das es ein Produkt ist, was dem täglichen Bedarf unterliegt.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Hast du, weil das finde ich sehr spannend, was du gerade gesagt hast, dass du halt auch schon direkt deutlich machen konntest, was so dein Blick auf das Unternehmen ist. Deine Ideen, konntest du oder hattest du damals auch schon direkt diesen Blick für diese Digitalisierungschancen, die auch noch in dem Unternehmen liegen? Und hattest du die von alleine oder hast du dir zum Teil auch externe Beratung gesucht?

Kevin Tödtmann: Also zu Anfang hatte ich die Ideen alleine. Und ja, diese Anpassungen in Digitalisierungsprozessen, die hatte ich. Zugegebenermaßen waren die extrem offensichtlich. Es war zum Beispiel – das sind Kleinigkeiten – Wir haben alle unterschiedliche Monitore gehabt von unterschiedlichen Herstellern. Wir hatten alle unterschiedliche PCs bzw. waren die Clients unterschiedlichen Baujahres, weil man irgendwo kamen Mitarbeiter dazu, dann hat der neuen Rechner bekommen und man hat nicht gesagt okay, jetzt gibt es turnusmäßig einen kompletten Austausch aller Geräte, sondern das war immer so step by step. Das heißt also, der Hardwarestand war irgendwie im gesamten Unternehmen ein anderer und vor allem war das einfach Schreibtisch gebunden. Und das heißt also, der offensichtlichste Schritt war erstmal alles rausschmeißen, Laptops rein, vernünftige Monitore rein, so dass alle theoretisch untereinander die Arbeitsplätze tauschen können und immer das gleiche Setup vorfinden. So, jetzt haben wir Laptops. Schön und gut. Jetzt hapert es aber an der Software. Das heißt, auch da haben wir dann nachgezogen, haben geschaut, dass wir unsere Programme bestmöglich in die Cloud bekommen, dass wir von überall auch entsprechend lückenlos arbeiten können. Die Übergabe des Unternehmens oder meine Übernahme fiel auch in die Corona Pandemie, sprich da hat uns das Event sowieso gezeigt, dass Digitalisierung extrem wichtig ist und Flexibilität auch gerade im Mittelstand super entscheidend ist.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Weil du das jetzt schon gerade gestartet hast, so ein bisschen in deine Digitalisierungsstrategie uns Einblick zu geben. Da würde ich natürlich gerne noch ein bisschen weiter nachfragen, weil das interessiert uns bei #DigiDUS ja besonders. Du hast schon gerade gesagt, ihr habt mobile Endgeräte angeschafft. Was waren denn noch so weitere Schritte, die ihr gemacht habe, um quasi digitaler zu werden, effizienter zu werden, Prozesse auch noch mal anders zu gestalten?

Kevin Tödtmann: Wir haben zu dem Zeitpunkt auch immer noch Rechnungen, zum Beispiel postalisch verschickt.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Gab es auch noch ein Leitz Ordner? Ich muss das jetzt gerade fragen, weil es ist sehr lustig, dass wir bei unserem letzten Podcast-Gast gesagt hat, er nannte den Leitz Ordner Effekt, dass es wirklich noch Papier in rauen Mengen in vielen, vielen Unternehmen gibt. Das erwarte ich jetzt gerade. Gibt es auch diesen Leitz Ordner-Effekt oder gab es ihn?

Kevin Tödtmann: Da würde ich beide Hände heben. Bei uns gab es extrem viel Papier. Ich weiß nicht, warum. Aus alten Zeiten haben wir das immer noch so mitgezogen, dass wir von den Faxen, die wir am Tag – Also zum einen natürlich, wenn ich das Wort Faxe in den Mund nehmen, das hört sich komisch an! –Wir haben noch gefaxt und haben von den Faxen Tages-Kopien gemacht und haben die dann abgelegt. Ich weiß nicht aus welchem Grund, aber das war irgendwie so, dann haben wir das mal gesagt okay, eigentlich das guckt sich keiner mehr an. Das war das erste oder der erste Papierverbrauch, den wir minimiert haben. Dann haben wir die Rechnungen über das System verschickt. Wir haben zugesehen, dass wir die Rechnungen digital empfangen. Wir arbeiten immer noch mit Leitz, allerdings jetzt in Elo, also alles elektronischer Leitz-Ordner. Wir empfangen die Rechnungen digital, wie verarbeiten sie digital, was dann jetzt natürlich nach neuesten Rechtsprechung und Gesetzgebung und dann auch seinerzeit ein bisschen voraus war.

Jeannine Malcherek-Wirtz: E-Rechnung, genau. Wie sah das so aus, wenn wir jetzt noch mal so auf die Produktionsprozesse blicken. Was habt ihr da verändert?

Kevin Tödtmann: Da haben wir auch zugesehen, dass wir da die Datenübertragung halt digital machen. Jetzt ist es so, dass unsere Maschinen recht analog arbeiten. Weil, also zum einen ist ein gewisses Alter, zum anderen sind das Dinge, die nicht zwingend automatisiert werden können, weil doch immer noch 1 bis 2 Personen an den Maschinen notwendig sind. Also die können nicht automatisiert bzw. autark laufen. Die Maschinen brauchen immer einen gewissen Eingriff. Jetzt bei unserer neuesten Maschinentechnologie, da ist ein hoher Digitalisierungsgrad erforderlich. Wir haben jetzt angefangen, auf Digitaldruck umzustellen und das natürlich, wie der Name schon sagt, bedarf einer extremen Datenpflege und Datenaufbereitung. Ansonsten sage ich jetzt mal, kommt das Druckbild am Ende nicht sauber raus. Nicht so, wie man es braucht. Da muss die Datenbasis halt wirklich gut sein. was bei den anderen Druckverfahren nicht zwingend notwendig ist.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, haben Sie ein Thema, dem wir mit Expert:innen aus unserem Netzwerk auf den Grund gehen sollten? Schreiben Sie uns unter digidus@sskdüsseldorf.de. Die E Mail-Adresse finden Sie auch in unseren Shownotes und wenn Sie möchten, lassen Sie uns doch einen Kommentar oder eine Bewertung zu #DigiDUS bei Ihrem Podcastanbieter zurück. So erfahren noch mehr Menschen von den Digitalisierungserfolgen und Projekten im Rheinland. Und jetzt geht es weiter mit Kevin Tödtmann.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich weiß, dass du auch schon mal erwähnt hast, ihr habt auch eine neue CRM-Software eingeführt. Kannst du dazu auch noch was sagen?

Kevin Tödtmann: Da haben wir dann auf einen externen Partner zurückgreifen dürfen, der auch über die Stadtsparkasse Düsseldorf über den Kunden-Beirat zustande kam der Kontakt.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Er freut sich, an dieser Stelle dürfen wir das sagen.

Kevin Tödtmann: Genau. Und ja, da sind wir ins Projekt gegangen, konnten das Go Digital Paket und die Go Digitalförderung mitnehmen und haben uns im Grunde zum einen einen Überblick verschafft wo kann die Firma Solipac die Digitalisierung gut vertragen? Und das war unter anderem im Vertrieb. Uns fehlte bis dato ein CRM-Tool und dann ist die Firma, mit dem wir zusammenarbeiten hingegangen, hat gesagt okay, wir schauen uns mal an, was sind eure Bedarfe, was sind eure Anforderungen? Und auf der Basis haben sie uns dann ein CRM-Tool vorgestellt. Und meine Kollegen aus dem Vertrieb sind super happy damit, weil es echt intuitiv zu bedienen ist. Und seitdem ist es für alle im Unternehmen wesentlich einfacher, die Kunden-Verbindungen besser zu verstehen und auch mal nachvollziehen zu können, welches Angebot wurde denn vom Kollegen wann gemacht?

Jeannine Malcherek-Wirtz: Man sieht jetzt gerade, wenn du das so beschreibst, wie viele doch kleine Schritte das auch sind in Sachen Digitalisierungsstrategie. Wenn man das so hört, ist da ja eine ganze Menge passiert, gab es eigentlich auch mal Steine, die im Weg lagen? Und vor allem, was ich mich auch frage wenn jemand kommt und er schlägt eine neue Route ein. Wie hast du denn auch die Mitarbeitenden überzeugt, diesen Weg mit dir zu gehen? Oder musstest du sie überhaupt überzeugen?

Kevin Tödtmann: Ich sage mal, an einigen Sachen musste ich sie nicht überzeugen, in einigen doch. Was bei uns jetzt im Unternehmen, aber grundsätzlich auch in der gesamten Branche so ein bisschen das Thema ist, ist diese „haben wir immer so gemacht“-Mentalität. Das ist jetzt wenig, ich sage mal innovative Branche, was das Kerngeschäft angeht, weil das ist klar, es ist Obst und Gemüse, das muss verpackt werden, es muss in den Handel kommen. So, da ist jetzt nicht, Ich kann den Apfel noch runder machen, noch saurer machen. Ja, das gibt es auch, aber das andere für zuständig. Grundsätzlich ist es für uns so die Aufgabe und für mich die Aufgabe gewesen, Verständnis zu schaffen, dass man halt doch eben Dinge anders machen muss. Und da ist das Change Management wirklich extrem wichtig gewesen. Die Kommunikation mit dem Mitarbeitenden, aber auch nicht nur mit denen, sondern halt auch mit externen Partnern, mit Lieferanten, mit Geschäftsverbindungen, die seit vielen Jahrzehnten bestehen, war es mir wichtig, dass wir die weiterführen. Aber wir mussten natürlich gewisse Dinge justieren.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Gab es gerade bei dem Thema Digitalisierung auch die Notwendigkeit, jetzt Mitarbeitende auch noch mal weiterzubilden, noch mal neu zu schulen? Wahrscheinlich schon, oder?

Kevin Tödtmann: Ja, doch, das auch. Gerade jetzt zum Beispiel. Das beste Beispiel, das jüngste Exempel ist das CRM-System. Alleine dafür braucht es gewisse Kenntnisse, dass man sich das einmal anschaut und anliest. Bestellungen nur noch über das System auszulösen. Auch das, wenn man vorher quasi einfach auf den Zettel geschrieben wurde und dann wurde das irgendwie übergeben oder per Email oder sogar telefonisch beim Lieferanten Dinge bestellt, was keiner mehr nachvollziehen konnte. Das braucht dann schon mal ein bisschen Schaffung von Verständnis und auch an der ein oder anderen Stelle Nachhilfe in den Systemen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Aber umso größer dann, wenn dieser WOW-Effekt einsetzt und man sieht, es ist wirklich besser, es macht es schneller und effizienter. Wenn du mit Blick heute auf Solipac in der jetzt die Zeit, die du schon Geschäftsführer bist, was würdest du sagen, was hat sich verändert und welche Erfolge konntet ihr bisher schon feiern?

Kevin Tödtmann: Also was ich sehe, was sich wirklich verändert hat, das ist die Produktionskapazität. Das ist das, was ich jeden Tag sehe. Wir haben die Maschinen deutlich aufgerüstet, also wesentlich mehr Maschinen. Wir haben wesentlich mehr Personal und entsprechend auch den Output dahinter. Also das sehe ich natürlich jedes Mal. Ich hab heute noch darüber gesprochen mit einem Kollegen, das als wir gebaut haben, hieß es na ja, 1 bis 2 LKW am Tag würden kommen. Mittlerweile haben wir 7, 8 40-Tonner auf dem Hof stehen, über den Tag verteilt. Also da hat sich schon echt einiges getan. Ansonsten ja jetzt die neueste Maschinentechnologie ist auch super spannend. Für einige andere Betriebe ist das Alltag. Für uns ist ganz neu, weil wir bisher immer nur im Flexo-Druck und sehr analog gearbeitet haben, aber die digitale Technik mega gut ist. Also das Ergebnis, was aus der Maschine rauskommt ist schon cool. Also das sieht richtig gut aus. Ja und dann die neuen Tools. Was ich persönlich super finde ist, dass jetzt nach und nach das Verständnis bei den Kollegen kommt, wofür wir das Ganze eigentlich machen. Man muss schon auch sagen, ich habe hohe Erwartungen und hohe Forderungen an meine Kollegen. Aber das mache ich ja nicht aus Lust und Laune, sondern weil ich in meinem Kopf diese Vision habe. Und jetzt, so langsam verstehen Sie, wofür Sie das Ganze machen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Das ist natürlich großartig, wenn man das, wenn man das dann plötzlich auch spürt, warum man das macht. Das ist ein schönes Stichwort, was du gerade sagst: Vision. Welchen Weg möchtest du denn in Zukunft noch für Solipac oder mit Solipac gehen?

Kevin Tödtmann: Ja, also zum einen möchte ich das, was ich quasi zu meinem Antritt gesagt habe, die Potenziale, die wir haben, nicht ungenutzt lassen und da diverse Dinge noch ein bisschen umstrukturieren, umbauen, sodass wir da noch effizienter sind und noch besser wahrgenommen werden beim Kunden. Aber dann auch einfach weiter zu expandieren in andere Märkte, andere Länder, andere Regionen, weil da gibt es noch so ein paar Länder auf der Karte, die sind blind Spots für uns. Nicht viele, aber es gibt sie noch. Und da gibt es viele Märkte, die sich gerade hervortun als absolute Wachstumsmärkte und entsprechend ist es da für unsere Branche in diesen Märkten noch quasi eine grüne Wiese, auf der wir uns austoben dürfen. Und das andere ist, dass wir uns einfach auch in den Produktbereichen breiter aufstellen wollen, weil wir müssen ja nicht nur für Obst und Gemüse drucken, wir können ja auch alles andere bedrucken, quasi.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Spannend. Sehr, sehr spannend. Bevor ich jetzt gleich schon wieder – weil die Zeit immer so schnell vergeht – zu meiner abschließenden Frage komme, würde ich doch ganz gerne noch mal ein kleines Thema ansprechen. Was heißt kleines, es ist ein ganz großes Thema. Wir haben es zu Beginn schon mal ganz kurz gestreift, weil es auch eines dieser ganz großen Transformationsthemen ist, die eben auch eng mit der Digitalisierung verknüpft sind. Das Thema Nachhaltigkeit. Das umfasst ja eben viel mehr als auch nur das Produkt. Es umfasst ja auch eben Stichwort Berichtspflichten für Unternehmen. Jetzt weiß ich von dir, dass ihr euch auch zu diesem Thema habt unter anderem von Pro Eco beraten lassen, inwiefern auch ihr Berichtspflichten unterliegt. Jetzt verändern sich Verfahren gerade wieder sehr, sehr stark. Ja, vieles ist noch gar nicht in nationales Recht überführt. Verfahren werden gestoppt, es gibt neue. Wie gehst du trotzdem mit diesem Thema um? Wollt ihr das weiterverfolgen, auch wenn ihr vielleicht gerade im Moment gar nicht berichtspflichtig seid? Und da möchte ich noch eine Frage direkt anknüpfen: Wie hilfreich ist für dich in diesem Zusammenhang auch die Digitalisierung?

Kevin Tödtmann: Also zum einen ja, wir wollen da auf jeden Fall weitermachen und auch so ein bisschen Vorreiter sein. Ob wir jetzt berichtspflichtig sind oder nicht, spielt für mich erstmal eine untergeordnete Rolle. Denn am Ende des Tages glaube ich schon daran, dass die entsprechenden Grenzen runter definiert werden werden. Jetzt muss man mal schauen, wann das soweit ist und wenn es aber soweit ist, möchte ich halt vorbereitet sein und dann möchte ich bestmöglich aufgestellt sein. Und das war ja auch in enger Absprache mit unserem Kundenberater bei der Stadtsparkasse, haben wir von Anfang an gesagt, wir möchten da gerne bestmöglich unterstützt werden, beraten werden. Und dann kam unser Kundenberater auf mich zu und sagte „Pass auf, ich habe da eine Idee. Ihr könntet in ein Pilotprojekt von Pro Eco reinkommen.“ Und das habe ich natürlich dankend angenommen. Und mit den Kollegen von Pro Eco dann alles einmal analysiert, ein ESG-Score ermittelt und auch Dinge aufgedeckt, die bei uns halt vielleicht noch nicht gut laufen. Natürlich auch Dinge, die gut laufen. Und ja, ob das Thema Digitalisierung für mich dahingehend schon eine Veränderung gebracht hat, würde ich sagen ja. Ich würde es jetzt gar nicht mal zwingend auf die Prozesse unbedingt zurückführen oder auf ein bestimmtes Tool. Wobei eigentlich doch: Das ist halt das Microsoft Teams, was uns wirklich geholfen hat, ganz offensichtlich zum Beispiel weniger Sprit zu verfahren. Meine Vertriebler müssen jetzt nicht mehr für ein Gespräch, was eine halbe Stunde geht oder manchmal nur 15 Minuten quer durch Deutschland fahren, sondern man vereinbarten Termin für eine kurze Videoschalte und dann ist das abgehandelt. Also sie verbrauchen zum einen weniger Treibstoff, stoßen weniger CO2 aus, sind weniger Risiko ausgesetzt auf der Autobahn und können viel effizienter arbeiten.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Sehr, sehr spannend auch, dass du sagst, selbst wenn es jetzt vielleicht noch gar nicht das akuteste Thema für uns ist ich will vorbereitet sein. Ich glaube, das zeigt wie stark du da auch mit deiner Person in die Geschäftsentwicklung weiter führst. Das ist ganz spannend zu sehen. Jetzt sind solche Podcast-Gespräche immer viel zu kurz, um all diese Facetten zu besprechen, die es gibt. Jetzt komme ich tatsächlich schon zu meiner berühmten letzten #DigiDUS-Frage, die immer so ein bisschen noch mal darauf abzielt, welche Learnings du denn auch mit Blick auf den Digitalisierungsprozess und auch deine Digitalisierungsstrategie unseren vor allem mittelständischen Zuhörerinnen und Zuhörern mitgeben möchtest oder kannst. Was würdest du sagen? Was wären so Tipps?

Kevin Tödtmann: Also ich würde sagen, wenn ich das mal in drei Tipps aufteilen dürfte. Der erste ist, dass du deine Prozesse kennen musst und je kleinteiliger, desto besser und je facettenreicher, desto wertvoller. Du kannst natürlich nicht alles selber wissen. Das bringt mich zum zweiten Tipp: Du sollst deine Kollegen so früh wie möglich mit einbinden und ja, deine Idee teilen und einfach auch aktiv um Unterstützung bitten. Und das dritte ist: Du kannst auch nicht alles selber umsetzen. Also such dir einen Partner und Digitalisierungspartner, der – Und das ist meine Erfahrung – Proaktiv versucht dein Unternehmen zu verstehen. Es gibt viele, die einfach sagen Ja, guck mal hier, meine Lösung. Das kostet die Lizenz im Monat. Davon brauchst du 10, das kostet das. Und dann hast du am Ende ganz viel Geld ausgegeben.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Und Ganz viel Powerpoint.

Kevin Tödtmann: Genau. Am Ende des Tages hast du vielleicht gar nicht das Produkt, was zu dir passt. Und unser Digitalisierungspartner zum Beispiel, wir haben, bevor wir angefangen haben, überhaupt über Tools zu sprechen, erstmal über Prozesse gesprochen. Die haben sich die Zeit genommen haben mit jedem Kollegen, der an den entsprechenden Stellen sitzt, gesprochen und analysiert, was eigentlich der Bedarf ist und darauf basierend in die Recherche gegangen und uns Sachen angeboten. Deswegen würde ich sagen Prozesse kennen, Kollegen einbinden und einen sehr guten Partner suchen.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Super. Was soll ich noch sagen? Vielen Dank an dieser Stelle. Kevin Tödtmann, dass du uns Einblick gegeben hast in euer extrem spannendes Unternehmen Solipac und deine Strategie, Deine Vision. Wir laden dich gerne noch mal wieder ein.

Kevin Tödtmann: Vielen Dank! Hat mich sehr gefreut.

Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich hoffe, Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, fanden diese Folge ebenso aufschlussreich wie ich und können einige der Anregungen und Tipps in Ihrem eigenen beruflichen Umfeld anwenden. Vergessen Sie nicht, uns zu abonnieren, um keine zukünftige Episode zu verpassen. Wir freuen uns darauf, Sie beim nächsten Mal wieder bei #DigiDUS begrüßen zu dürfen. Bleiben Sie neugierig. Bleiben Sie informiert.

Outro: #DigiDUS: Digitalisierung Trends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.

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