#32 Diagnose: Digitalisierungsbedarf in medizinischen Praxen – mit Jürgen Werner
Shownotes
Wie laufen die Prozesse in einer Arztpraxis ab? Damit haben sich die Macher von CuraScript beschäftigt: Welche Informationen und Daten lassen sich mittels KI nutzen? Was spart Zeit? Welchen Input braucht es, um Patienten ganzheitlich zu begleiten: vom ersten Schritt durch die Praxistür über die diagnostische Analyse der Vorgeschichte bis zum Arztbrief? Schon die Basis-Lösung soll den Aufwand für die Dokumentation enorm verringern. Eine ganze Suite integriert weitere diagnostische Geräte im Praxissystem.
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#DigiDUS CuraScript_zur Abnahme_250602.mp3
Jürgen Werner: Menschen in der Gesundheitsbranche, das sind nicht nur Ärzte, auch die Mitarbeiter, die stehen alle am Anschlag. Und wenn die sich dann abends nach Feierabend noch mit Digitalisierungsthemen und gesetzlichen Themen auseinandersetzen müssen, das überfordert die tatsächlich.
Intro: #DigiDUS: Digitalisierung Trends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber meine letzten Arztbesuche habe ich tatsächlich online gebucht. Oder zumindest habe ich es versucht, denn der Buchungsprozess hat ehrlich gesagt oft nicht so gut funktioniert und ich stehe nach einem Test der Verbraucherschutzzentrale auch nicht ganz alleine da. Was auch noch hinzukommt: Auch die Ärzt:innen auf der anderen Seite der Buchungsplattform sind oft am Limit. Viele von ihnen können gar nicht mehr Termine anbieten. Nicht weil sie nicht wollen, sondern weil sie schlichtweg keine Zeit haben. Denn neben der Behandlung stehen sie unter enormem administrativem Druck wie Dokumentationen, Arztbriefe, neue Vorgaben wie die Einführung der elektronischen Patientenakte. All das frisst wertvolle Minuten, wenn nicht sogar Stunden. Ja, und genau hier setzt mein heutiger Gast an Jürgen Werner von CuraScript. Denn das Düsseldorfer Unternehmen entwickelt eine KI-gestützte Lösung, die medizinische Dokumentation automatisiert. Das heißt, sie vergibt zwar keine Termine, sorgt aber im Zweifel dafür, dass Ärztinnen und Ärzte wieder mehr Zeit haben. Was das mit Bürokratieabbau, Patientenzufriedenheit und smarter Digitalisierung zu tun hat, darüber sprechen wir jetzt. Jürgen Werner bei #DigiDUS – Herzlich willkommen! Ich freue mich sehr, dass Sie heute da sind bei unserem Podcast. Wir sprechen heute über Ihr Unternehmen und über ein Thema, über eine KI-Lösung, die aktueller eigentlich gar nicht sein könnte. Wir bekommen es gerade viel mit, vor allem politisch, gesellschaftspolitisch. Wir sprechen viel darüber, dass Gesundheitsreformen notwendige. Das Gesundheitssystem ist an der Grenze angelangt. Und genau da stellt sich ja auch die Frage, welche Chancen und welche Nutzen bieten auch digitale Lösungen und KI in diesem Zusammenhang? Daher, lieber Herr Werner, erzählen Sie uns doch einmal ganz kurz, vielleicht in wenigen Sätzen: Was macht eigentlich CuraScript genau und was zeichnet auch Ihre Lösung aus?
Jürgen Werner: Wir beschäftigen uns mit dem Thema KI-gestützte Automatisierung von medizinischer Dokumentation. Das hört sich erst mal ein bisschen technisch an, aber konkret heißt das eigentlich, dass wir Papier und manuelle Prozesse ersetzen und ermöglichen.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Das ist ja jetzt etwas, wenn ich das mal so ein bisschen einordnen möchte. Wir sprechen auch gleich noch mal ganz konkret darüber, wie das so ganz genau aussieht. Was macht eigentlich dann ein Arzt in der Praxis, wenn er ihre Lösung anwendet? Wenn ich das jetzt mal so ein bisschen vergleiche und mal so einen Blick auf den Markt werfe, dann wird ja sehr häufig gerade bei KI-Lösungen und digitalen Lösungen im Gesundheitswesen angemahnt. Das Thema: Na ja, die sind immer noch sehr holprig, die sind sehr aufwendig in der Einführung und vor allem das Thema Datenschutz – verständlich bei so hochsensiblen Daten. Was würden Sie denn sagen, Was machen genau Sie zu diesen beiden Themen richtig?
Jürgen Werner: Wir gehören inzwischen schon zu den Pionieren auf dem Gebiet. Und zwar nur deshalb aufgrund dessen, da wir im Jahr 2024 schon begonnen haben. Und wir hatten da noch fünf, sechs Monaten eine Lösung. Die, Ich würde sagen, den aktuellen Stand des Marktes widerspiegelt, aber da haben wir relativ schnell bemerkt das kann ich das Ziel sein und haben dann selbst bemerkt, da gibt es ein unglaubliches Verbesserungspotenzial, gerade was die Ansprachen zum Thema Datenschutz noch brachliegt. Und dann haben wir tatsächlich, weil wir auch ein neues Teammitglied bekamen zu der Zeit, das ist der Gerhard gewesen, dann haben wir die ganze Lösung, die wir in Monaten aufgebaut hatten, eingestampft innerhalb von zwei Wochen und haben eigentlich noch mal komplett neu gedacht. Und was man jetzt im Moment am Markt wahrnimmt, da gibt es eine Menge Werbung, auch in den sozialen Medien zum Beispiel. Da bieten sich so kleine Stand-Alone-Lösung an – das wirkt ganz attraktiv – die kriegt man, glaube ich, ab 50 bis 100 Euro schon und dann kann man auch nach ein paar Tagen anfangen. Aber das ist nicht zu Ende gedacht. Weder vom Datenschutz noch vom Prozess. Für jemanden, der vielleicht sich damit nie befasst hat, wirkt das sehr attraktiv, weil man auch sofort Ergebnisse sieht. Mit dem Datenschutz hat das eigentlich nichts mehr gemein. Was uns in Deutschland die maßgebliche Datenschutzgrundverordnung betrifft, da wird damit geworben, dass es DSGVO-konform ist. Das wird aber damit erledigt das Thema, in dem gesagt wird okay, wir anonymisieren die Daten. Das würde bedeuten, dass man vielleicht den Namen herausnimmt oder vielleicht auch mein Geburtsdatum oder die Adresse. Macht aber nicht wirklich Sinn, weil die Daten verlassen tatsächlich das Gebäude. Die Arztpraxis geht in die Cloud rein und ab dem Moment ist es auch eine gewisse Blackbox. Jetzt könnte man aber sagen, wenn Sie oder ich jetzt zum Beispiel so ein Datenblatt haben, wo verschiedene Krankheitsbilder abgebildet sind oder Diagnosen und dann kommen noch so Metadaten hinzu, wie zum Beispiel Datum, Ort, was man auch ermitteln kann aus IP-Adressen usw., dann setzt sich irgendwann ein Bild zusammen und sie können eigentlich relativ einfach auf den Patienten, auf einen bestimmten Menschen schließen. Das vermeiden wir oder das wollen wir unbedingt vermeiden, weil das sind unglaublich sensible Daten. Wir gehen also noch einen Schritt weiter, als die Datenschutzgrundverordnung erwartet oder verlangt. Das bedeutet, Wir denken inzwischen an abgeschlossene Systeme, die lokal in der Praxis aufgebaut werden. Das ist eine Technik, die gibt es bisher nur beim Militär oder im Bereich Public, also Verwaltung. Und damit können wir garantieren, dass die Daten nicht den Raum verlassen oder die Praxis verlassen. Das ist dann wirklich sicher. Und bisher gab es das nur für große Kliniken wie Hamburg Eppendorf. Da gibt es so zwei, drei große Universitätskliniken, die auch eine Menge Expertise in dem Bereich haben. Und ich denke, jetzt sind wir die ersten in Deutschland, die das für Praxen oder in MVZ-Ketten anbieten.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Die man ja kennt, die großen Ketten. Sehr spannend. Jetzt merkt man gerade, wenn Sie darüber berichten, wie komplex dieses Thema ist. Und Sie haben jetzt definitiv einen unglaublich wichtigen Faktor genannt, nämlich dieses Thema Datenschutz. Und man merkt auch, wie sehr Sie daran arbeiten, um auch hier das Vertrauen auch ihrer Kunden und der Praxen zu gewinnen. Ich hatte auch noch mal ein paar Studien mir angesehen und laut Zentralinstitut für Kassenärztliche Versorgung fühlen sich tatsächlich auch 90 % von Ärzt:innen durch Bürokratie überlastet. Also würde man ja jetzt eigentlich sagen das ist ja perfekt. Also CuraScript kommt gerade richtig. Man müsste ihn, ich sage es mal so, die Bude einrennen. Darüber hinaus zeigt aber auch eine aktuelle Bitkom-Studie und das finde ich tatsächlich sehr, sehr spannend, dass fast 1/3 der Ärztinnen und Ärzte sich von der Digitalisierung überfordert fühlen. Und 1/5 hat sogar Angst davor. Das ist ja ein Stück weit eine recht paradoxe Situation mit dem, was Sie beschreiben, wie sinnvoll das ist. Wir gehen gleich noch mal konkreter darauf ein, wie das genau läuft und funktioniert. Und auf der anderen Seite, ich sage jetzt mal die Zurückhaltung, wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Jürgen Werner: Interessant, dass Sie es so auf den Punkt ansprechen. Wir versuchen, das mit Transparenz oder mit Beratung hinzubekommen. Also das nehmen wir ganz genau genauso wahr, wie Sie es gerade angesprochen haben. Auf der anderen Seite dieser unglaubliche Bedarf. Dieser Stress. Also Sie könnten sich mal die Situation ermöglichen, indem Sie einen Arzt fragen, wie er das Thema Dokumentation betrachtet. Der wird die Augen verdrehen. Also es gibt tatsächlich, wie Sie es schon ansprachen, Studien oder viele Studien, die besagen eigentlich ein Dokumentationsaufwand im Verhältnis zur Arbeitszeit von 30 bis 40 Prozent. Das ist unglaublich viel. Und wenn man dann alleine Arztbriefe nimmt…
Jeannine Malcherek-Wirtz: Wie gibt es da im Monat, kann man das sagen, durchschnittlich bei einem Arzt?
Jürgen Werner: …Ja, wir gehen im Moment bei einem Facharzt von 200 Arztbriefen pro Arzt aus. Und in Deutschland gibt es pro Jahr 150.000.000 Arztbriefe. Wenn man das mal hochrechnet auf, sagen wir mal eine Erstellungszeit von 5 bis 15 Minuten, kommt da unglaublich was zusammen, was unser Gesundheitssystem belastet. Und diese paradoxe Situation, die Sie eben ansprachen, das ist tatsächlich, das ist herausfordernd. Ärzte sind in den letzten Jahren sehr konfrontiert worden mit dem technischen Fortschritt. Jetzt gab es gerade wieder die elektronische Patientenakte und die Menschen in der Gesundheitsbranche – Das sind nicht nur Ärzte, auch die Mitarbeiter MFA usw. wer sich da alles in dem Umfeld aufhält – die stehen alle am Anschlag. Und wenn sie sich dann abends nach Feierabend noch mit Digitalisierungsthemen und gesetzlichen Themen auseinandersetzen müssen. Das überfordert die tatsächlich.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Was ja auch nachvollziehbar ist.
Jürgen Werner: Ganz sicher.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Wie gehen Sie denn dann ganz konkret vor, wenn Sie Ärzte ansprechen? Sie werden ja wahrscheinlich jetzt nicht mit Ballons empfangen und mit offenen Türen. Vor allem, wenn wir wissen, wie wenig Zeit Ärzte haben. Wie machen Sie das?
Jürgen Werner: Das ist tatsächlich ein Thema oder ein Problem, vielleicht auch von uns. Der Vertrieb gestaltet sich – oder auch in die Beratung reinzukommen – das gestaltet sich wirklich schwierig und wir haben oft jetzt davon durch zufällige Kontakte profitiert. Ich war jetzt vor zwei Tagen auf einer Messe oder Veranstaltung, da war dann so ein Krankenhauschef total glücklich über diese Möglichkeit. Aber so jemanden lernen wir auch nicht alle Tage lang kennen. Also ich habe auch das Gegenteil schon erlebt. Ich sprach mit dem Arzt und der hatte keine Zeit, sich das anzuhören. Und dann hat er das Gespräch auch nach zwei Minuten abgebrochen. Es ging einfach nicht. Also wir machen es ein bisschen guerillamäßig im Moment. Also wenn es eine Gelegenheit gibt, freuen wir uns sehr und wir hoffen, dass er sich mit der Zeit gibt.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich meine, Sie haben mal erwähnt, in einem Vorgespräch tatsächlich, Wie viel Zeit brauchen Sie ungefähr für eine Beratung, um einmal das System, die Lösung zu erklären?
Jürgen Werner: Das ist wenig. Ich würde sagen, für den ersten Eindruck, das geht in fünf bis zehn Minuten. Einen besseren Blick darauf vielleicht schon ab 20 Minuten. Doch das geht eigentlich relativ zügig. Und das ist auch unsere Erfahrung. Wenn das jemand mal erlebt hat, sich diese Minuten Zeit genommen hat, dann ist er schon sehr überzeugend, weil das Ergebnis ist sofort sichtbar. So ein automatisch erstellte Arztbrief, der in Sekunden fertig ist.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, Wahnsinn. Wenn Sie so berichten, dann merkt man, wie speziell auch die Branche ist und ihre Kunden und Kundinnen und wie sehr Sie sich auch in der Vermarktung ja auf die Bedürfnisse genau dieser Klientel einstellen. Trotzdem hat man das Gefühl, man muss ja absolut Insider sein, um überhaupt eine Chance zu haben. Wie gehen Sie denn da vor? Also auch jetzt mit Blick auf Ihre Software. Wie haben Sie die denn entwickelt? Woher haben Sie denn dieses Insiderwissen, um überhaupt genau so auf die Bedürfnisse Ihrer Kundinnen und Kunden eingehen zu können?
Jürgen Werner: Das ist ein spannender oder romantischer Punkt. Ja, wir hatten ein damaliges Teammitglied, das war so ein hochbegabter KI-Entwickler. Senior KI-Entwickler und der ist mit einer Ärztin verheiratet, eine Angiologin. Und der hat dann miterlebt, wie viel Zeit und Mühe sie in Dokumentationen stecken muss. Und ich nehme an, dass er ein ziemlich guter Ehemann ist, hat dann irgendwann ihr empfohlen oder angeboten, er würde ihr mal eine Lösung erarbeiten. Und hatte dann in seiner Freizeit sich das alles ziemlich genau angeguckt und hat dann irgendwann auch eine Lösung gesehen und hat ihr das dann gebaut. Also das war überhaupt nicht kommerziell orientiert, das war also eher auf privater Ebene ist das entstanden. Und damals haben wir dann irgendwann festgestellt, dass der mit seiner Entwicklung weit vor dem Markt war. Also der war auf dem Niveau schon vor einem Jahr. Da sind Großunternehmen gerade jetzt erst.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Wow. Aber das kann man sich natürlich auch gut vorstellen, wie dann der KI-Experte auf die Ärztin trifft und tatsächlich einmal klar deutlich machen kann, wo es überall hakt. Sehr, sehr spannend. Also ich glaube, wenn ich jetzt schon ein Zwischenfazit ziehen müsste, würde ich festhalten können, dass tatsächlich Ärztinnen und Ärzte keine Kunden sind wie alle anderen. Und dass sie vor allem sehr, sehr wenig Zeit haben. Ich würde aber trotzdem noch mal ein bisschen konkreter werden. Ich glaube, auch für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, um sich vorstellen zu können, was passiert eigentlich in der Praxis. Weil sie sagen ja auch, und das ist eine Zahl, die finde ich wirklich bemerkenswert. Sie versprechen ja auch mit CuraScript, dass man bis zu 1.200 Arbeitsstunden pro Jahr einsparen kann. Jetzt fragt man sich ja: An welcher Stelle werden denn die Praxen plötzlich so effizient und so schnell, dass sie so viel Zeit einsparen können? Also wenn ich mir jetzt vorstelle, dieses klassische Gesprächssituation: Der Arzt sitzt mit dem Patienten am Schreibtisch, das Patientengespräch ist jetzt gerade beendet. Was macht der Arzt dann?
Jürgen Werner: Die klassische Situation ist, wenn Sie jetzt im Arztgespräch schon beginn oder in der Untersuchungssituation, der Arzt wendet sich irgendwann, nachdem er die ersten wichtigen Eckdaten einer Diagnose hat, das geht ja recht schnell bei den Ärzten, würde er sich jetzt zum Praxissystem wenden und kurz etwas eingeben für ein paar Sekunden. Und aufgrund dieser Eckdaten würden wir dann irgendwann aus dem Praxissystem ziehen als Export. Und mit denen erarbeiten wir mit KI dann diesen Arztbrief auch automatisch.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Man kennt das ja auch aus Arztpraxen, diese Kürzel. Ist das vergleichbar? Sind das dann diese Kürzel? Also ich gebe K485, also als Beispiel ein und in dem Moment hat die KI dahinter schon ja eigentlich den Brief erstellt. Darf ich mir das so vorstellen?
Jürgen Werner: Das ist absolut richtig, wie Sie es beschreiben. In der KI, das ist keine kommerzielle, das ist eine Eigenentwicklung, und die wird dafür im Moment einsetzen, die ist nicht nur leistungsfähig, sondern die hat auch umfangreiche Bibliotheken als Hintergrundwissen an Bord. Und genau diese Abkürzung gehören auch mit dazu. Also eine KI kann sich relativ gut daran orientieren, was der Arzt möchte und das kann man auch individuell sogar noch ein bisschen anreichern. Man könnte auch sagen, jeder Arzt hat so seine individuellen Vorstellungen eines Dokumentes und wenn er uns das erklärt, dann ist das für uns auch möglich, das umzusetzen und zu integrieren.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Wie ist das denn, wenn dieser Brief dann erstellt wurde. Muss der Arzt diesen Brief dann auch noch mal kontrollieren oder wie geht der Prozess dann weiter?
Jürgen Werner: Ganz richtig. Also die Verantwortung bleibt nach wie vor beim Arzt und auch das Wissen darum, was zu unterzeichnen ist. Und nach einer kurzen Prüfung des Arztbriefes, der Umfang ist meistens so 1 bis 2 DIN A4-Seiten, wird er eine Unterzeichnung oder eine Signatur hinzugeben. Damit ist dieser Prozess dann auch wirklich abgeschlossen. Und wie gesagt, dann reden wir dann nicht über 10 bis 15 Minuten, sondern eben über großzügig zwei Minuten inklusive Kontrolle und vielleicht Ergänzungsmöglichkeiten.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Da kann man sich vorstellen, was das für eine Zeitersparnis bedeutet. Was passiert denn dann mit dem Brief?
Jürgen Werner: Wir haben das so vorgesehen: Wir haben diese Entwicklung der sogenannten elektronischen Patientenakte mal mit einbezogen. Das bedeutet, dieses Dokument geht dann auch in die elektronische Patientenakte ein, egal welcher Hersteller es ist. Und ab dem Moment kann das Ganze noch mal weiterverarbeitet werden im Gesundheitssystem.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, haben Sie ein Thema, dem wir mit Expert:innen aus unserem Netzwerk auf den Grund gehen sollten? Schreiben Sie uns unter digidus@sskdüsseldorf.de. Die E-Mail-Adresse finden Sie auch in unseren Shownotes und wenn Sie möchten, lassen Sie uns doch einen Kommentar und eine Bewertung zu #DigiDUS bei ihrem Podcastanbieter zurück. So erfahren nämlich noch mehr Menschen von den Digitalisierungserfolgen und Projekten im Rheinland. Und jetzt geht es weiter mit Jürgen Werner von CuraScript.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn Sie das jetzt so beschreiben, ist das ja wie ich das auch sage. Wow, warum rennen Ihnen die Ärzte und Ärztin nicht die Bude ein? Das würde man sich ja fragen. Wir haben eben schon auch kurz darüber gesprochen, was das Besondere auch an der Situation bei Ärzten ist. Gibt es denn, weil ich glaube das ist ja auch noch mal eine Frage, gibt es bereits Erfahrungsberichte, Fallbeispiele, über die Sie berichten können? Wie funktioniert es denn in der Praxis, dort, wo Sie schon quasi in die Praxis gekommen sind, diesen Schritt geschafft haben, dass man jetzt Ihre Lösung auch anwendet?
Jürgen Werner: Bei diesem damaligen Pilotprojekt im Bereich Angiologie, was ich eben ansprach, der Ehefrau des Entwicklers. Die hat danach glaube ich nie wieder einen Arztbrief selbst verfasst. Das wird bis heute täglich genutzt und soweit ich weiß auch in der ganzen Praxis dort von anderen weiteren Fachärzten. Wir arbeiten aktuell an einem Kundenprojekt, das befindet sich in Düsseldorf. Da geht es um drei Ärzte im Bereich Gefäßchirurgie. Und da haben wir dann einfach mal angesetzt zwölf Minuten Erstellungszeit pro Arztbrief. Und die haben jetzt 600 Arztbriefe im Monat. Und wenn man das mal zusammenrechnet, dann wird da eine Riesensumme mit der Zeit draus. Wenn Sie 600 Arztbriefe pro Monat dann Mal zwölf nehmen und das bewerten mit irgendwelchen Kosten, die irgendwie mit Personalkosten usw., da kommen da Summen raus, die mag man sich kaum vorstellen. Und dann können wir das wirklich signifikant reduzieren, sowohl den zeitlichen Aufwand – Daher kommt auch dieses Beispiel mit den 1.200 Stunden weniger Arbeitszeit Aufwand – Und ich glaube, in Zahlen kann man das auch ausdrücken. Also diese Praxis wird circa 90.000 € weniger zahlen oder ausgeben müssen in einem Jahr.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Das zeigt die großen Chancen und den großen Nutzen. Absolut, sehr spannend. Jetzt darf man an dieser Stelle sagen, dass Sie ja auch einen Wettbewerb gewonnen haben. Sie haben ja beim „start2grow“ Wettbewerb, das ist ein bundesweiter Gründungswettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund, unter anderem auch gewonnen. An der Stelle noch mal herzlichen Glückwunsch! Wenn man so einen Blick auf Düsseldorf wirft, dann kann man sagen, dass auch hier ja so der Gesundheits- und Digitalisierungsstandort sich immer weiterentwickelt und auch positioniert. Jetzt mal mit Blick auch so auf Sie: Was nutzt das denn auch Ihrem Startup, also Ihrem Unternehmen? Und wie wichtig sind auch genau diese Netzwerke und Kooperationen?
Jürgen Werner: Ich habe jetzt in den letzten 6,7, 8 Monaten gelernt, dass das eine sehr große Rolle spielt. Und ich glaube, da stehen wir in Düsseldorf auch ganz gut da. Also in Düsseldorf, die Institutionen, mit denen wir hier zu tun hatten, die haben sich über diesen Wettbewerbsgewinn sehr gefreut, hatten uns auch die Daumen gedrückt. Und in Düsseldorf Institutionen jetzt, das geht mit der Stadtsparkasse los, mit der IHK geht es weiter und es geht auch mit der Wirtschaftsförderung weiter. Nicht nur Düsseldorf, sondern im Kreis Mettmann noch dazu. Die sind schon ziemlich ineinander verzahnt und ich habe es jetzt schon häufig erlebt, dass man da unterstützt wurde. Da wurden Empfehlungen ausgesprochen nach dem Motto „Jetzt red doch mal mit dem Menschen, der kennt sich in dem Bereich gut aus und der könnte euch da noch mal helfen“. Da profitieren wir in Düsseldorf doch stark im Moment von.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Gerade vor dem Blick, was Sie gesagt haben, wie schwierig es auch ist, an die Ärztinnen und Ärzte ranzukommen, dass man diese Netzwerke braucht. Als Sie das gerade beschrieben haben, wie diese Automatisierung des Arztbriefes funktioniert, wie schnell das geht, wenn man diesen Prozess weiterdenkt, direkt in dieser digitalen oder elektronischen Patientenakte hinterlegt ist, stellt man sich ja die Frage auch durch die Erfahrungen, die Sie jetzt gesammelt haben: Wie sieht es denn mit der Weiterentwicklung auch von CuraScript aus? Sie werden ja aus diesen vielen Erfahrungen, die Sie jetzt gemacht haben, diesen vielen Gesprächen ja auch Ihre Learnings mitgenommen haben. Was planen Sie denn als nächstes? KI entwickelt sich rasant weiter.
Jürgen Werner: Ja, das ist ein ganz spannender Punkt. Der hat uns gerade in den letzten Tagen sogar sehr beschäftigt. Und zwar, wir möchten früher oder später eigentlich eine ganze Suite anbieten, weil wir diesen ganzen Prozess verstanden haben inzwischen. Das heißt, vom ersten Moment des Prozesses, wo ein Patient die Praxis betritt, das geht ja schon los „Bitte unterschreiben Sie hier mal oder füllen Sie diesen Bogen aus“, ab diesem Moment, das könnte man als Onboarding bezeichnen, da haben wir jetzt schon eine Lösung entwickelt. Diesen Bereich könnten wir auch schon wieder abnehmen und digitalisieren. Da haben wir mal ausgerechnet, ich würde jetzt aus dem Bauch heraus sagen, da würden wir noch mal 5 bis 10 Minuten gewinnen, was dann wiederum aufs Jahr gerechnet viel Zeit gewinnt. Dann gibt es einen mittleren Bereich. Ein Klassiker ist, wenn Sie vielleicht mit einer Vorerkrankung auf einen neuen Arzt treffen und ihm sagen das ist meine Geschichte und überreichen dem ein paar Dokumente, oder er kann sich natürlich auch elektronisch in Zukunft erhalten, dann ist eine KI-Analyse der Vorgeschichte möglich. Das würde bedeuten, dass nicht der Arzt noch eine halbe Stunde braucht, um sich einzulesen.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Die KI gibt eine Zusammenfassung oder beantwortet schon die wichtigsten Fragen. Das kann man sich sehr, sehr gut vorstellen.
Jürgen Werner: Das nennt man auch Drilldown-Verfahren. Dann könnte man, wenn der Arzt der Meinung ist das ist jetzt relevant, das muss ich mir genau angucken, dann könnte er sich so mit einem Klick ein ausführliches Dokument noch mal angucken dazu. Also das wäre ein Bereich, da möchten wir gerne hin. Und dann natürlich dieser Bereich Erstellung von Dokumenten und da haben wir auch noch weitere Branchen oder Bereiche identifiziert. Also wir lernen dazu und da bieten sich eine Menge Möglichkeiten.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Was ich auch sehr spannend fand, Sie haben das mal erwähnt: Software, die miteinander kommuniziert. Wenn man sich vorstellt, die Geräte, die ja in Praxen sind oder zumindest vor allem dann auch in Fachpraxen, dass auch Sie die Möglichkeit haben, hier die, ich sage mal Ergebnisse direkt auch wieder weiterzuspielen in ihre KI und die verarbeitet die dann und die ist dann schon auch ein Teil mit letztlich dieses Briefes. Können Sie das noch mal schildern? Das klingt auch ganz spannend.
Jürgen Werner: Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Das hatten wir vor einem Jahr auch noch nicht berücksichtigt und das haben auch die meisten Lösungen auf dem Markt überhaupt nicht berücksichtigt. Also ich möchte Ihnen ein Beispiel geben, was ich vor circa sechs oder acht Wochen erlebt habe. Das war eine neu eingerichtete kardiologische Praxis. Das muss ein Vermögen gekostet haben, die einzurichten. Es ist alles sehr modern und wir redeten über Arztbrief-Erstellung. Und plötzlich erklärte uns die Kardiologin, dass sie eigentlich ein ganz anderes Problem hat. Und zwar die Diagnostikgeräte, die in Praxen auch sich befinden, wie für EKG oder Ultraschall usw. Da werden die Daten und Untersuchungsergebnisse teilweise per Hand noch mal zusätzlich nachträglich eingegeben ins Praxissystem. Das können wir natürlich über Schnittstellen diese Geräte ansprechen, die Daten auch noch mit einbeziehen und dann macht der Arzt auch Sinn, weil er diese Informationen auch beinhaltet oder wiedergibt.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Und man kann es weiterdenken und weiterdenken. Und dann kommen die Berichte von Physiotherapeuten und Ergotherapeuten und man sieht, man hat ein ganzes Bild. Faszinierend, darf man an der Stelle hier wirklich sagen. Und ich glaube, gerade in dem, wie Sie das schildern, sehr gut nachvollziehbar, wie groß hier der Nutzen ist und die Chancen einer solchen Lösung auch dann unter den Prämissen, die Sie geschildert haben, eben der Datenschutzverordnung. Man merkt ja auch, wenn Sie beschreiben dieses Thema Kundenzentrierung, das ist das A und O in der Vermarktung und in Ihrem Vertrieb. Ich muss meine Kunden kennen, die kennen Sie bestens. Was würden Sie sich denn mit Bezug quasi jetzt auch auf Ihre Klientel, was würden Sie sich eigentlich wünschen, wenn Sie jetzt wünschen dürften?
Jürgen Werner: Dann würde ich, glaube ich, mir wünschen, mehr Ärzten das in einer kurzen Zeit mal erläutern zu dürfen, wie die davon profitieren. Und ich habe miterlebt, dass Ärzte wirklich am Limit sind. Die tun unglaublich viel und haben leider auch gar nicht mehr diese Offenheit, können sie sich auch zeitlich kaum leisten, sich sowas in Ruhe anzuhören, denn die werden bombardiert mit Angeboten. Ich glaube, ein bisschen Zeit für das Gespräch, das würde ich mir wünschen.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Vielleicht auch noch bevor wir gleich zu unserer letzten Frage kommen, weil die Zeit vergeht immer so schnell, was würden Sie denn jetzt Ärztinnen und Ärzten für Tipps geben, was sie machen sollten, um sich genau über dieses Thema auch der unterschiedlichen Anbieter, was gibt es, wie sie da rangehen sollten. Was würden Sie jetzt einem Arzt, einer Ärztin für ein Tipp geben?
Jürgen Werner: Ich würde denen erst mal eine Offenheit wünschen, dass sie sich mit dem Thema KI oder Digitalisierung durchaus befassen und das vielleicht nicht sofort ablehnen. Oder dass das halt die Perspektive bietet. Ich würde denen empfehlen, vielleicht nicht so vorschnell auf so eine sehr preiswerte Lösung zu setzen, die man so innerhalb von einem Tag sich übers Internet bestellen kann. Das sind meistens, ich will nicht sagen eine Sackgasse, aber das ist nicht zu Ende gedacht und die werden das dann irgendwie nach einer kurzen Nutzungszeit auch merken, dass denen das nur bedingt weiterhilft. Und ich würde einem Arzt empfehlen, vielleicht ein kleines abgeschlossenes Projekt mal auszuprobieren. Und wenn das gelingt, würde ich es erweitern auf die ganze Praxis, Stück für Stück. Also ich finde Praxen können schon nach kurzer Zeit, nach zwei, drei Tagen und zwar berufsbegleitend, da muss auch nichts drunter leiden oder aufgehört werden zu arbeiten, nach kurzer Zeit können die schon solchen Lösung nutzen, die auch richtig Sinn machen. Ich würde Ihnen empfehlen, so einen Schritt mal zu machen und sich vorher vielleicht mal zu informieren und den Bedarf mal zu analysieren, bevor man so einen Impulskauf macht.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Weil das ist sicherlich auch immer die Frage, wie lange dauert es denn dann auch so eine Lösung zu implementieren? Aber Sie sagen, wenn man es Schritt für Schritt geht, nach wenigen Tagen ist man arbeitsfähig, richtig?
Jürgen Werner: Ganz genau. Das ist möglich.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, jetzt sind wir tatsächlich schon bei der letzten Frage. Ich fand es unglaublich spannend, gerade in einer Branche, die gerade so viel ja auch diskutiert wird. Und zu Recht, dass dort sich noch viel bewegen muss und große Reformen notwendig sind. Jetzt haben wir mal ganz gerne noch mal mit Blick gar nicht nur auf die Branche von Ärztinnen und Ärzten, sondern genau das Thema Digitalisierung und KI bleibt und ist das wichtigste Thema mitunter für Unternehmen. Was würden Sie denn sagen, auch hier noch mal so ein paar Tipps für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn es um die Frage der Digitalisierung geht, Digitalisierungsprozesse, vielleicht auch KI-Lösung, was würden Sie so sagen, sind so die ersten Schritte, die man gehen sollte?
Jürgen Werner: Meiner Meinung nach ist so eine genaue Analyse der eigenen Umgebung wichtig. Erstmal zu verstehen, was sind die eigenen Prozesse, dann vielleicht auch ein Ziel daraus abzuleiten. Also nicht mit voller Motivation voranpreschen und dann irgendwelche Lösungen einbauen, die vielleicht nachher gar nicht passen oder so. Ich glaube, da ist so ein ruhiges Vorgehen vielleicht ganz gut und ich würde auch jedem empfehlen, sowohl KI als auch Digitalisierung, das ist keine Raketenwissenschaft. Also da kann ich nur alle ermuntern. Vielleicht gibt es da Berührungsängste, wenn man davon noch nie gehört hat oder nichts mit zu tun hatte. Aber wie alle anderen Sachen ist das eigentlich überschaubar und wenn man sich damit befasst, wird man es verstehen. Und dann werden auch irgendwelche Ängste oder Berührungsängste, die wird es dann gar nicht mehr geben.
Jeannine Malcherek-Wirtz: Was für ein schönes Schlusswort. Jürgen Werner, an dieser Stelle vielen, vielen Dank, dass Sie uns Einblick gegeben haben in CuraScript und Ihre KI-Lösung. Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg und hoffe, dass Sie Ärztinnen und Ärzte überzeugt bekommen, eine so vielversprechende KI-Lösung dann doch auch mal auszuprobieren. An dieser Stelle vielen Dank!
Jürgen Werner: Ich bedanke mich auch.
Jeannine Malcherek-Wirtz: In der nächsten Podcastfolge von #DigiDUS erwartet Sie etwas ganz Besonderes. Wir planen eine Jubiläumsfolge. Seien Sie gespannt und freuen Sie sich darauf. Ich hoffe, Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, fanden diese Folge so aufschlussreich wie ich und können einige der Anregungen und Tipps in Ihrem eigenen beruflichen Umfeld anwenden. Vergessen Sie nicht, uns zu abonnieren, um keine zukünftige Episode zu verpassen. Wir freuen uns darauf, Sie beim nächsten Mal wieder bei #DigiDUS begrüßen zu dürfen. Bleiben Sie neugierig und bleiben Sie informiert.
Outro: #DigiDUS: Digitalisierung Trends und Herausforderungen im Mittelstand. Ein Podcast der Stadtsparkasse Düsseldorf.
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