#7 Start-up meets Mittelstand

Shownotes

(Wie) Können Mittelständler:innen von Start-ups profitieren? Diese Frage beantworten wir in der 7. Folge unseres #DigiDUS-Podcasts. Zu Gast: Robin Nehring, Leiter Unternehmensstrategie der Stadtsparkasse Düsseldorf, Chriara Aengevelt, Geschäftsführerin Aengevelt Immobilien GmbH & Co. KG sowie Christian Knott, Managing Partner Capnemic Ventures.

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00: 00:10Jeannine Malcherek-Wirtz: Jung, innovativ, digital. Diese Eigenschaften schreibt man Startups zu. Warum? Startups greifen Technologie Trends auf und entwickeln daraus innovative Lösungen. Ihre digitalen Geschäftsmodelle vereinfachen und beschleunigen Prozesse. Und davon können kleine und mittelständische Unternehmen wiederum enorm profitieren. Und darum geht's in unserer heutigen Folge von #DigiDUS – Start up meets Mittelstand – und wie beide Seiten voneinander lernen können. Zu diesem Thema habe ich eine volle Gästeliste. Ich freue mich sehr über Chiara Aengevelt. Chiara ist Geschäftsführerin eines erfolgreichen Immobilienunternehmen und arbeitet selbst mit einigen Startups zusammen. Sie berichtet heute aus der Praxis. Auch dabei ist Christian Knott. Christian ist Managing Partner von Capnamic Venture Capital und er erklärt uns heute, was eigentlich ein Venture Capital Fonds macht. Und er lässt uns ein bisschen hinter die Kulissen blicken. Nach welchen Kriterien wählt ein Investor Startups aus? Und last but not least Robin Nehring. Robin ist Leiter für die strategische Unternehmensentwicklung bei der Stadtsparkasse Düsseldorf. Und er erklärt uns unter anderem, was wir als Stadtsparkasse dafür tun, beide Seiten bestmöglich zu vernetzen. Mein Name ist Jeannine Malcherek-Wirtz, und ich freue mich sehr, dass Sie uns heute wieder zuhören. Frau Aengevelt, wann und warum haben Sie gedacht, Sie sollten mal mit einem Start up zusammenarbeiten? Sie sind Geschäftsführerin eines Familienunternehmens. Wie kommt man dazu? Wie kommt man auf diese Idee?

00: 02:02Chiara Aengevelt: Uns gibt es mittlerweile seit über hundertelf Jahren und am Ende des Tages müssen wir uns täglich im Endeffekt den Herausforderungen des Marktes stellen, den Herausforderungen unserer Kunden stellen und das wollen wir natürlich möglichst gut und effektiv machen. Und einfach aus dieser verändernden Marktsicht und veränderten Kundenansprüchen müssen wir uns natürlich auch mit neuen Technologien beschäftigen. Und da haben natürlich Start ups neben etablierten Unternehmen oft gute Ideen. Ideen, die uns helfen, einfach bessere eigene Produkte, eigene Dienstleistung anzubieten. Und aus der Warte ist das sozusagen geboren.

00: 02:39Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie arbeiten ja mit Start-ups, meist sogar mit mehreren. Wie sind Sie eigentlich an diese Start-ups gekommen? Wie trifft man die? Und wie haben Sie die ausgewählt?

00: 02:51Chiara Aengevelt: Viele Wege führen nach Rom, auch bei Start-ups. Unter anderem wurden wir eingeladen von der Sparkasse zur Digital Learning Journey hier in Berlin. In diesem Rahmen haben wir ganz viele Startups kennengelernt. Auch eins, mit dem wir heute zusammenarbeiten und dessen Produkte wir intern einsetzen. Aber teilweise kommen auch Start-ups gerade aus der Immobilienbranche auf uns zu. Die wissen, wir sind ein etabliertes Unternehmen an verschiedenen Standorten. Und die kommen tatsächlich auch teilweise einfach auf uns zu und wollen uns mal ihr Produkt vorstellen. Auch so kommen Start-ups mit uns in Kontakt und andersherum.

00: 03:27Jeannine Malcherek-Wirtz: Nehmen Sie uns doch mal ein bisschen mit. Wie sieht das aus? So eine Zusammenarbeit mit einem Start-up? Also sind das dann Sprints oder Workshops? Sitzt man auch mal zusammen in einem Büro? Das würde sicherlich unsere Zuhörer auch sehr interessieren.

00: 03:41Chiara Aengevelt: Es kommt immer darauf an, in welchem Stadium so ein Startup ist. Also was wir ganz oft erst mal intern machen: Wir gucken uns eigentlich an, was sind so die Pain Points. Das kann sein: Pain Points in Zusammenarbeit mit unseren Kunden, wo wir sagen, das können wir einfach besser an den Markt bringen. Aber auch ich sage mal in den internen Prozessen, die wie beim meisten Unternehmen leidig sind. Teilweise nehmen wir wirklich an dem Entwicklungsprozess teil. Dann gibt es Calls. Wir gehen die besuchen und sagen, könnt ihr das mal einsetzen bei einem Projekt? Und dann gibt es natürlich auch die ganz klassischen Start-ups. Die haben ein gutes Produkt, sind am Markt schon irgendwie etabliert und wir gucken: Wie können wir uns, wie können wir das wirklich effektiv bei uns in die Prozesse einbinden?

00: 04:21Jeannine Malcherek-Wirtz: Läuft das immer so reibungslos? Oder merkt man auch mal an der einen oder anderen Stelle, dass man doch aus unterschiedlichen Welten kommt?

00: 04:28Chiara Aengevelt: Natürlich gibt es auch mal Hürden, die man überwinden muss. Aber was ich eigentlich herausstellen kann an der Stelle ist, dass wir zwar kein Start-up sind, sondern ein etabliertes Unternehmen. Aber wir haben flache Hierarchien. Wir passen uns täglich eigentlich an die Bedürfnisse des Marktes, aber vor allem auch unserer Kunden an. Es ruckelt immer mal, aber am Ende des Tages glaube ich, so weit sind wir gar nicht entfernt. Und ich glaube, auch viele Familienunternehmen sind ähnlich aufgestellt wie wir – nämlich flach und schnell – und von daher passt das eigentlich ganz gut zusammen.

00: 05:02Jeannine Malcherek-Wirtz: Würden Sie auch sagen, dass so eine Gemeinsamkeit zwischen Start-ups und Mittelständlern oder Familienunternehmen dieser Unternehmergeist ist?

00: 05:10Chiara Aengevelt: Auf jeden Fall. Also ich sehe das auch bei vielen Familienunternehmen und Mittelständlern, mit denen wir zu tun haben. Ein Unternehmen, das am Markt besteht, hat ein gutes Produkt. Das muss schnell sein, denn die Welt ändert sich. Und da haben viel gemeinsam mit Start-ups. Auch wenn bei uns jetzt nicht der Kicker und das Bällebad unbedingt überall rumsteht.

00: 05:34Jeannine Malcherek-Wirtz: Das ist schön gesagt. Was haben Sie daraus gelernt, also aus dieser Zusammenarbeit für Ihr Unternehmen daraus gelernt und für sich mitgenommen?

00: 05:41Chiara Aengevelt: Ich glaube man, man lernt einfach eine Offenheit. Und man lernt, dass Produkte nicht abgeschlossen sein müssen, um sie einsetzen zu können. Wir wollen immer hundert Prozent fertig sein und dann gehen wir zum Kunden und der Kunde sagt: Damit kann ich gar nichts anfangen. Und das machen Start-ups einfach anders. Die sagen: Okay, wir haben hier ein Produkt, guckt euch das an, arbeitet mal damit. Das ist eigentlich das, was mir sehr imponiert bei Start-ups.

00: 06:06Jeannine Malcherek-Wirtz: Sie haben ja die Marktkenntnis und sind die Expertin. Können Sie Start-ups auch in der Zusammenarbeit etwas mitgeben? Ihnen Tipps geben?

00: 06:16Chiara Aengevelt: Hauptsächlich, dass man einfach auch offen miteinander umgeht. Offen damit umgeht, dass etablierte Unternehmen vielleicht doch ein Ticken an mancher Stelle anders sind. Und wir haben vielleicht andere Entscheidungsprozesse. Wir haben vielleicht auch andere Abhängigkeiten. Aber an sich glaube ich auch, dass viele Startups sehr, sehr viel richtig machen und einfach offen mit Mittelständlern umgehen und davon lernen können. Weil die machen auch was richtig, sonst wären sie einfach nicht mehr existent. Das muss man sagen.

00: 06:44Jeannine Malcherek-Wirtz: Noch mal abschließend eine letzte Frage mit Blick auf das große Ganze – vielleicht eben auch für Ihre Branche, für die Immobilienbranche. Was würden Sie sagen: Warum ist so eine Kooperation oder Vernetzung zwischen Start-ups und, ich sage jetzt mal, Traditionsunternehmen so wichtig geworden?

00: 07:07Chiara Aengevelt: Es gibt immer Sachen, die man lieber extern zukaufen möchte oder extern integriert und da vielleicht auf diese Stärke der schnellen Entwicklung von Start-ups baut. Diese Zusammenarbeit verstärkt wahrzunehmen. Vor allem auch die Immobilienbranche steht vor großen Herausforderungen. Das fängt an bei Klimawandel, den wir sicherlich mit Smarter Buildings begegnen müssen, mit ganz vielen neuen Produkten, wo wir einfach unsere Kunden besser beraten können. Und ich glaube, man kann nicht immer alles selber machen im Unternehmen.

00: 07:41Jeannine Malcherek-Wirtz: Ja, ich freue mich, dass wir heute bei unserem Podcast #DigiDUS einen weiteren Gast haben zu unserem Thema, nämlich Christian Knott. Ich hatte Christian in meiner Eingangs-Moderation schon erwähnt. Du bist Managing Partner von Capnamic Venture Capital. Vielleicht könntest du unseren Zuhörerinnen noch mal kurz erklären: was macht eigentlich ein Venture Capital Fond?

00: 08:06Christian Knott: Also erst mal Hallo und danke für die Einladung. Wir sind ein Frühphaseninvestor. Heißt wir sammeln alle vier bis fünf Jahre Geld von Investoren ein, packen das in einen Fonds und investieren dann in den darauffolgenden vier bis fünf Jahren in Start-ups. Wir haben einen klaren Fokus auf digitale Technologien. Das heißt, wir wollen in alles investieren, was man nicht anfassen kann. Und was für uns besonders spannend sind, sind B2B-Technologien. Wir investieren in einer Phase, wo ich glaube, es ist eigentlich noch falsch, von Firmen zu reden. Wir investieren vielmehr in Teams, die mal eine Firma bauen wollen und dann eben ein Produkt bauen, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Wir haben dabei den Anspruch, dass wir investieren, um einen Teil der Firma zu bekommen. Im Schnitt sind das nach Daumenregel ungefähr 15 bis 20 Prozent. Und unser Ziel ist es natürlich, dass wir am Ende des Tages das Geld dann deutlich vermehrt zurückbekommen, weil unsere Investoren ja im Umkehrschluss auch gerne mehr Geld wiederbekommen, als sie uns gegeben haben.

00: 09:04Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn du das so berichtest, kannst du uns mal ein bisschen mit hinter die Kulissen blicken lassen bei euch. Du sagst ja selber, das sind teilweise noch „gar keine Firmen“. Nach welchen Kriterien entscheidet ihr denn dann, in welches Frühphase des Start-ups ihr überhaupt investieren wollt?

00: 09:22Christian Knott: Am Ende des Tages ist es wichtig, dass du als Investor eine gewisse Hypothese oder gewisse Thesen vertrittst. Das ist bei uns ein Triumvirat von dreien. Das sind Team, Timing und Technologie. Also wir wollen in ausgezeichnete Teams investieren, die sich dadurch auszeichnen, dass sie eben klar wissen, welche Bereiche in einer Firma sie abdecken müssen. Die müssen das Thema begreifbar machen können. Und da musst du ein Team haben, dem du zutraust, eine 7 bis 10 Jahre lange Reise zu machen. Du musst dem Start-up zutrauen, dass sie diese Entwicklung nehmen. Das zweite T ist Timing. Wir wollen ganz klar sehen, dass jetzt der Moment gekommen ist. Ich mache immer ein Beispiel: Ich habe 2016 bei einer Firma aus Chemnitz investiert, die heißt Staffbase und bringt das Intranet auf das mobile Endgerät von Firmenkunden. 2016 hatten wir in der in der westlichen Hemisphäre irgendwas von 85 bis 90 Prozent Smartphone-Abdeckung. Da wusste ich schon fünf Jahre vorher, das das Thema funktioniert. Fünf Jahre vorher hätte ich das Thema versuchen können, hätte aber gar keinen Kunden erreicht. Da müssen wir das Timing haben. Und das letzte T ist Technologie. Technologie kannst du als Synonym sehen: Synonym für Login. Ich muss hier eine Software haben, die irgendwie den Kunden bei mir einloggt, damit er nicht für 2,50 Euro weniger im Monat dann zu einem anderen Anbieter geht. Und wenn ich diese drei Dinge habe und hier mich in einem Markt bewege, wo ich glaube, ich kann wirklich die Art und Weise, wie gearbeitet wird, grundlegend verändern, dann ist das ein Thema, das wir sehr interessant finden und wo wir uns vorstellen können zu investieren.

00: 10:53Jeannine Malcherek-Wirtz: Gibt es eigentlich für fast alle Branchen sogenannte – ich sag mal – Paradigmenwechsel, also ein komplett neues Denken, neue Technologien, neue Geschäftsmodelle? Oder sagst du, es gibt doch schon auch eher Branchenschwerpunkte.

00: 11:08Christian Knott: Das ist nicht schwarzweiß. Wenn man jetzt mal grob anlegt: okay, die letzten 22 bis 23 Jahre sind wirklich das, was man bis hierhin Digitalisierung nennen kann. Was ist intuitiv. Was mache ich als erstes? Digitaler Handel! Und das ist ja auch das, was passiert ist. Wir haben ganz viel E-Commerce gesehen, wahnsinnig viele tolle Erfolgsgeschichten, wahnsinnig viele, die auch nicht so gut funktioniert haben. Aber das ist normal. Das war logisch, dass du so eine erste Welle hast. Und jetzt sind wir so langsam durch mit den offensichtlichen ersten Wellen. Und es kommen jetzt die zweiten, dritten, zum Teil auch vierten Level an Komplexität. Wenn ich jetzt zum Beispiel hingehe und sage, ich schaue mir mal den Logistikmarkt an. Da geht es jetzt darum, wie die Prozesse zwischen einzelnen Spielern in der Wertschöpfungskette optimiert werden können. Prozesse kann ich immer irgendwie einfacher digital abhalten, und zwar in jeder Branche. Die Frage ist nur: ist die Branche, ist das IT-Setup in dieser Branche bereit? Und ich glaube nicht, dass es Bereiche gibt, die völlig ohne Digitalisierung sind.

00: 12:08Jeannine Malcherek-Wirtz: Das glaube ich auch. Du hattest eben schon mal das Beispiel Staffbase gebracht. Also ich finde es immer ganz schön, ein paar Beispiele zu geben. Hast du noch ein paar andere Beispiele für uns von Start-ups, in die ihr investiert habt und die dann ganz erfolgreich geworden sind?

00: 12:29Christian Knott: Absolut. Gott sei Dank. Wir haben vor sieben Jahren in eine Firma investiert, die sitzen in Bonn, die heißen Lina X. Lina X ermöglicht mir als CIO eine Übersicht darüber zu bekommen, welche Softwarekomponenten ich überhaupt in der Firma habe. Was habe ich alles da? Wie wird es genutzt? Wie viele Lizenzen habe ich? Wie viele benutze ich? Wie viele bezahle ich? Wann läuft mein Vertrag aus und müsste verlängert werden? Wann muss ich da wieder eine Rechnung bezahlen? Das Gründerteam kam damals zu uns. Sie haben vorher in Bonn für die Post bzw. für einen Post-Ableger gearbeitet. Die hatten dieses Problem einfach selbst erlebt, weil die im CIO-Departement unterwegs waren. Je mehr die Digitalisierung voranschreitet, desto mehr solche Dienstleistung werde ich bekommen. Und wie stelle ich dann als Konzern sicher, dass nicht in sieben Departements irgendwo auf dem Globus dieselbe Software eingekauft wird? So, und das ist die Möglichkeit, das zu lösen. Und das ist ein Problem, das sich immer weiterentwickelt und wo wir sehr froh sind, dass wir dabei sind. Wir haben in sie jetzt seit sieben Jahren investiert. Wir haben – glaube ich – immer noch eine sehr gute Beziehung zu dem Gründerteam, sind da auch immer noch sehr intensiv mit denen im Austausch und freuen uns an der Stelle auch immer, die Entwicklung da weiter beobachten und begleiten zu dürfen.

00: 13:39Jeannine Malcherek-Wirtz: Also ich muss dir ein Kompliment machen, du hast es so gut erklärt, dass ich es wirklich sehr gut nachzuvollziehen kann, und ich muss dir total recht geben. Ich glaube über diese zunehmende Komplexität – und ich glaube, das spürt ja selbst auch jeder persönlich in seinem Umfeld – wird es umso wichtiger sein, irgendwie wieder eine Übersicht zu bekommen. Und es klingt sehr, sehr logisch. Danke, dass du uns das so skizziert hast. Ich habe ja vorhin auch mit der Chiara Aengevelt gesprochen. Es ist ja auch eine erfolgreiche Unternehmerin, die unter anderem auch mit unterschiedlichen Startups zusammenarbeitet. Und sie hat uns auch noch mal berichtet aus ihrer Erfahrung, warum das so wichtig ist. Da würde mich deine Meinung noch mal zu interessieren, deine Perspektive. Warum ist es auch so wichtig, dass Startups sich mit Corporate Companies, aber auch vor allem mit Mittelständlern vernetzen?

00: 14:27Christian Knott: Wir haben den starken B2B-Fokus, das heißt, die Firmen, in die wir investieren, die wollen an Firmen verkaufen. Wie mache ich das? Und da machen viele Start-ups immer noch einen ziemlich argen Fehler. Die sind nämlich sehr jung und glauben, sie können jetzt schon von der Stange Software verkaufen. Und da hat doch jeder Konzern nur darauf gewartet. Und als Start-up bin ich unglaublich gut beraten, gerade am Anfang mit den ersten Kunden, die ich habe, nicht den Anspruch zu erheben, hier hoch standardisiert zu sein, sondern genau zuzuhören. Was ist genau dein Problem? Wie kann ich das lösen? Was kann ich optimieren? Weil nur so baue ich dann über ein, zwei, drei Jahre eine Software, die dann wirklich Leute von der Stange kaufen. Weil dann ist sie wirklich zugeschnitten auf den Markt. So, und jetzt im Umkehrschluss: Warum sollte ich als Mittelständler oder Konzern mich mit Start-ups beschäftigen, mit Partnern? Weil das ist ja total riskant. Das sind irgendwie fünf Leute. Sie sind ja vielleicht übermorgen nicht mehr da habe ich ein Riesenproblem. Warum sollte ich jetzt als Konzern oder als Mittelständler diese Brücke eingehen? Na ja, das ist meine Möglichkeit zu verstehen: Wo entwickelt sich der Markt hin? Und für mich zu entscheiden, wie stelle ich meine Firma langfristig richtig auf. Das kann ich jetzt global als CEO machen. Das kann aber auch jeder in seinem Department machen. Das kann ich machen, indem ich mir als Marketingleiter ansehe: Welche verschiedenen Plattformen gibt es? Das kann ich, wenn ich im HR-Bereich bin, indem ich hingehe und gucke: Was gibt es denn hier für neue Sachen? Weil in anderen Ländern muss man ganz ehrlich sein und sagen: Da sind die weiter! Also da ist die Zusammenarbeit zwischen Konzern und Start-up ist deutlich entwickelter als hier. Und da würde ich mir wünschen, dass wir das sogar noch mehr machen. Aber ich glaube, das ist ein Beispiel. Die machen das ja super bei Aengevelt.

00: 16:09Jeannine Malcherek-Wirtz: Siehst du da auch noch andere Ansatzpunkte? Also weil du gerade gesagt hast, du vergleichst es mit anderen Ländern, die schon durchaus weiter sind? Was glaubst du, wo müsste man noch ansetzen, damit diese Vernetzung, dieses Zusammenarbeiten, das, was du gerade so schön beschrieben hast, was so wichtig ist für beide Seiten, damit das verbessert wird?

00: 16:27Christian Knott: Am Ende des Tages müssen die Leute einfach nur in meinen Augen den Kopf richtig ausrichten. Der große eingesessene Mittelständler hält das Start-up für ein paar Hallodris. Und dann im Umkehrschluss das Start-up, das sagt: So ein klassisches Geschäft ersetze ich jetzt sowieso. Man ist gut beraten, wenn man nicht versucht, sich gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern wenn man eher versucht, die Gemeinsamkeit zu finden. Wenn wir das einfach im Kopf bei den Leuten hinkriegen. Jeder muss irgendwie für sich den Weg finden, wie er sich dem nähern kann. Aber solange das im Kopf machbar ist, glaube ich, ist das Potenzial da.

00: 16:57Jeannine Malcherek-Wirtz: Super, ich könnte dir stundenlang zuhören, Christian. Jetzt sind wir schon wieder am Ende unserer Zeit, ich möchte mich sehr herzlich bei dir bedanken und hoffe, dass wir noch ganz oft sprechen zu so einem großartigen und sehr, sehr spannenden Thema wie Start-up meets Mittelstand. Vielen Dank!

Ja herzlichen willkommen auch an Robin, bei unserem Podcast heute. Robin, direkt die erste Frage an dich: Der Christian hatte eben kurz beschrieben, was eigentlich ein Venture Capital Fond macht. Kannst du uns mal erklären, warum auch die Stadtsparkasse Düsseldorf in Venture Capital Fonds investiert, wie zum Beispiel Capnamic oder Neoteq?

00: 17:37Robin Nehring: Also sind eigentlich drei Ziele, die wir verfolgen. Zum einen frühzeitig Start-ups zu entdecken, Technologien zu entdecken, Know-how intern aufzubauen. Das heißt, durch die Beteiligung an den Venture Capital Fonds haben wir die Möglichkeit, auf den sogenannten Dealflow zuzugreifen. Das heißt, frühzeitig zu erkennen, welche interessanten Start-ups und welche Technologien gibt es da draußen? Und können wir die entweder selber nutzen oder ist das vielleicht sogar was für unsere Kunden? In dem Fall Firmenkunden oder eben Privatkunden. Und genau das ist das zweite Ziel. Nämlich frühzeitig Start-ups zu erkennen oder Technologien zu erkennen, die für unsere Firmenkunden interessant sein könnten und ein Mehrwert in ihrer Wertschöpfungskette bringen. Noch mal festgehalten: Es ist einmal Mehrwert schaffen und das zweite ist Know-how aufbauen und dann nachgelagert kommt irgendwann dann das Finanzielle. Wir freuen uns natürlich auch, wenn sich das Portfolio gut entwickelt.

00: 18:32Jeannine Malcherek-Wirtz: Wir haben ja eben schon zwei Perspektiven gehört. Einmal aus der Sicht von Chiara Aengevelt, aber auch von Christian Knott. Warum aus ihrer Sicht diese Vernetzung zwischen Start-up und etablierten Unternehmen, vor allem Mittelständlern, so wichtig ist? Dazu würde ich gerne auch noch mal deine persönliche Meinung hören. Was denkst du aus deiner Sicht? Warum ist das so wichtig, dass die beiden sich vernetzen?

00: 18:57Robin Nehring: Ja, also wenn wir an Entwicklung von Innovationen denken, wenn wir darauf schauen, dann lässt sich schon auch sehen, dass gerade Gründerinnen und Gründer häufig innovative Ideen entwickeln, die gerade auch der Mittelstand für die Erweiterung oder vielleicht auch für die Prozesse innerhalb seines Geschäftsmodells nutzen kann. Unser Ziel ist es, beide Gruppen miteinander zu vernetzen und dafür arbeiten wir gemeinsam mit dem Team von Capnamic Venture, aber auch mit Neoteq Ventures zusammen und begleiten aktiv deren Deal Flow. Beide Fonds haben Fokus auf B2B-Tech-Start-ups, das heißt Start-ups, die mit Technologie Probleme lösen oder Lösungen anbieten, die gerade für mittelständische Unternehmen sehr interessant und relevant sind. Und wenn diese Vernetzung dann stattfindet und das ist ja auch die Frage, die du darstellst, glaube ich, dass dann viel entstehen kann. Du verbindest Tradition mit Innovation und hast etablierte Player. Hier jetzt der Mittelstand in dem Beispiel, der hat sein Geschäftsmodell weiterentwickelt und seine bestehenden Kunden besser bedienen kann oder auch besser verstehen kann oder seine Prozesse einfach deutlich effizienter darstellen kann.

00: 20:11Jeannine Malcherek-Wirtz: Wenn wir das noch mal genauer auf diese Vernetzung blicken. Es geht ja nicht darum, irgendwen mit irgendwem zu vernetzen, sondern es soll ja ein passendes Matchmaking im besten Fall dabei rauskommen. Was tun wir als Stadtsparkasse Düsseldorf, um tatsächlich dieses Vernetzen zwischen Mittelstand und Start-up möglich zu machen? Wie findet dieses Matchmaking statt?

00: 20:33Robin Nehring: Nun, wie passiert das? Natürlich durch Austausch. Durch Austausch auf Augenhöhe. Sicherlich auch durch den Digitalisierungscheck. Den hatten wir ja hier auch schon mal in der einen oder anderen Episode. Und dass man halt versteht: Wo steht eigentlich der Mittelständler? Das glaube ich. Das ist Step 1 und Step 2 ist dann zu gucken: Was gibt es eigentlich da draußen. Das ist so die Aufgabe meines Teams. Im Innovationsmanagement und der strategischen Unternehmensentwicklung gemeinsam auch zu schauen, was gibt es eigentlich draußen, welche Lösungen gibt es eigentlich? Und wenn man dann sagt: okay, ich weiß, auf der einen Seite durch Gespräche auf Augenhöhe, welche Schmerzpunkte bestehen, welche Dinge es zu lösen gilt innerhalb der Wertschöpfungskette. Um dann zu sagen, wir haben jetzt hier erkannt bei dir, lieber Mittelständler XY, ohne dass du dich gerade mit Thema Z beschäftigst oder hier eine offene Flanke hast: Wir haben vielleicht auch eine Lösung, nämlich ein innovatives Start-up, das das Thema angeht. Und man vernetzt halt diese beiden Gruppen miteinander. Das kann halt entweder passieren, indem wir sagen, wir machen das tatsächlich im 1:1. Das heißt, wir finden eine Lösung oder ein Start-up, dass zu einem spezifischen Kunden passt. Oder wir machen das über Zielgruppen. Wir sagen, wir haben ein Start-up, was zum Beispiel für eine Baubranche eine coole Lösung darstellt. Dass wir dann eben zu einem entsprechenden einladen und dann beide Gruppen miteinander vernetzen. Oder das Thema ist so groß, dass wir beispielsweise mehr als 100 Kunden haben, die aus unterschiedlichen Branchen das Thema interessant finden oder wo das Thema eine Relevanz hat. Dass man dann sagt, wir setzen uns quasi als Tippgeber ein und streuen es sehr breit. Ja, das kommt dann immer darauf an, wie groß ist denn der Kreis der möglichen Nutzer? Und das ist sehr, sehr unterschiedlich und kommt immer darauf an, welche Lösung sich anbietet.

00: 22:36Jeannine Malcherek-Wirtz: Wie reagieren Mittelständler darauf? Kannst du uns mal ein paar Reaktionen schildern, wenn Firmenkunden auf Start-ups treffen?

00: 22:44Robin Nehring: Ende 2019 haben wir eine Digital Learning Journey gemacht, gemeinsam mit Capnamic Ventures und es waren insgesamt 15 Mittelständler dabei. Also Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen und wir sind mit denen nach Berlin gefahren und haben eine Safari gemacht. Christian würde sagen, dass man bei einer Safari nicht sprechen darf, weil sonst laufen die Tiere weg. Wir sind in aktiven Austausch gegangen mit den Start-ups vor Ort und haben die auch vorher quasi ausgewählt, gemeinsam mit den Mittelständlern. Was passt zu euch? Was wollt ihr sehen aus dem großen Portfolio? Und im Vorfeld haben wir, als die Idee aufkam, dass wir das machen, die einzelnen Start-ups vorgestellt. Und dann kam die Reaktion: Das hätte ich von einer Stadtsparkasse Düsseldorf nicht gedacht. Und ich finde das total super, dass das jetzt stattfindet, weil ich selber gar nicht diesen Zugang habe. Und genau das erleben wir öfters. Also klar ist, dass man sich natürlich mit diesen innovativen Themen beschäftigt. Aber man weiß meist gar nicht, wo fängt man denn an. Wo hört es dann auf? Und wir schauen uns das sehr strukturiert an. Natürlich auch gemeinsam mit Capnamic und können so frühzeitig eben diese Impulse setzen. Und ich glaube, das kommt sehr gut an. Das zeigen ja auch einige Umfragen, dass diese Zusammenarbeit von Start-up und Mittelstand absoluten Wert schafft. Und die Frage ist halt, wie komme ich denn da zu einem Start-up? Besuche ich selbst Messen oder begegnen wir den Mittelständlern als Stadtsparkasse Düsseldorf quasi als Netzwerkpartner auf Augenhöhe?

00: 24:17Jeannine Malcherek-Wirtz: Ich glaube, das kann man auch als Fazit ganz gut zusammenfassen. Wenn wir noch mal darauf blicken, was auch Chiara Aengevelt und Christian Knott gesagt haben: Wie wichtig eben jetzt diese Vernetzung sein wird zwischen Start-ups und Mittelständlern oder auch mit etablierten Unternehmen. Wenn ich jetzt Kundin bin oder Kunde der Stadtsparkasse Düsseldorf und ich interessiere mich für eine Kooperation, was muss ich tun? Oder an wen muss ich mich wenden, wenn ich mich dafür interessiere bei der Stadtsparkasse Düsseldorf?

00: 24:49Robin Nehring: Es gibt tatsächlich unterschiedliche Wege. In unserem Kundenmagazin DialogImpuls stellen wir regelmäßig interessante Start-ups vor, die mit ihren Lösungen insbesondere den Mittelstand adressieren. Immer mit der Fragestellung: Welches Problem wird gelöst? Und vor allem, was muss ich als Mittelständler eigentlich mitbringen, um mit dem Start-up zusammenzuarbeiten? Des Weiteren stellen wir auf unserem Linkedin-Kanal der Stadtsparkasse Düsseldorf regelmäßig Start-ups mit einer Kurz-Idee vor. An dieser Stelle natürlich auch der Aufruf an Start-ups und Gründer: Meldet euch bei uns, wenn ihr interessante und innovative Lösungen für den Mittelständler anbietet. Wir vernetzen hier an der Stelle sehr gerne. Ansonsten gerne auch mal in unser Firmenkundenportal nach den drei Start-ups schauen, die wir hier vorstellen. Circular, die eine volldigitale Reisekosten-Abrechnungs-Lösung anbieten. Perseus, die Cyber Security Prävention für Mittelständler anbieten oder getbaff die Flyer mittels Augmented Reality zum Leben erwecken. Darüber hinaus können sich interessierte Hörerinnen und Hörer, die gerade denken, ich habe ein Problem in meinem Unternehmen aufgedeckt oder auch ein spezifisches Problem entdeckt: dann einfach eine kurze Mail an digidus@sskduesseldorf.de und wir schauen dann, dass wir einen passenden Start-up finden, das wir mit Ihnen, mit den Hörerinnen und Hörern vernetzen.

00: 26:08Jeannine Malcherek-Wirtz: Vielen Dank an meine tollen Gäste. Ein ungleiches Paar? Auf keinen Fall. Ich finde, diese Folge zeigt beispielhaft, wie gut Start-ups und Mittelständler zusammenarbeiten und voneinander profitieren können. Ein paar Erfolgsgeschichten haben wir heute präsentiert. Vielleicht haben Sie ja eine solche zu erzählen? Dann melden Sie sich gern unter dialogimpuls@sskduesseldorf.de. In unserem Kundenmagazin DialogImpuls stellen wir außerdem in jeder Ausgabe drei Start-ups vor. Auch hier gilt: Vorschläge immer gern an dialogimpuls@sskduesseldorf.de!

00: Alle bisherigen Podcast Folgen finden Sie übrigens online auf der Website der Stadtsparkasse Düsseldorf zum nachhören – unter www.sskduesseldorf.de/fi/home/digitaler-mittelstand/Podcast-DigiDUS.

00: Und weitere Infos und Tipps zum Thema Digitalisierung im Mittelstand finden Sie wie immer auf unserem Firmenkundenportal unter www.sskduesseldorf.de/fi/.

00: Wir freuen uns, wenn Sie auch bei der nächsten Folge wieder zuhören!

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